Das Sommerloch der Medien war in diesem Jahr vollgestopft mit Katastrophenmeldungen, von Unwetterfluten, Waldbränden, Tornados, bedenklichen Coronastatistiken bis zum Afghanistan-drama. Weil solche Meldungen nicht in die Ferienzeit passen, garnieren sie die Medien mit Bildern von heiler Natur und idyllischen Bauernhöfen. Die von den Unwettern verursachten Ernteschäden und die Erschwernisse der Erntearbeit werden so verdrängt, wie die stotternden globalen Lieferketten. Aber die Supermärkte sind ja voll und an den Börsen steigen die Getreidepreise. Im so ori-entierten Wirtschaftssystem können wir Schwarzwaldbauern immer weniger mithalten, womit auch die vermeintlich heile Natur schwindet. Wir weisen deshalb schon immer auf die Ursachen und Zu-sammenhänge hin. Heute erinnern wir an den Vortrag des kürzlich verstorbenen Vordenkers für Nahversorgung Fritz Ammer: https://forumproschwarzwaldbauern.de/aschermittwochsgespraech-2012/
Das Verhältnis von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft neu denken
fordert die Politikwissenschaftlerin Albena Azmanova von der Universität Kent in ihrem Buch „Kapitalismus an der Kippe – Radikaler Wandel ohne Krise“. Darin hat sie bearbeitet, warum das Wählen heute so schwer geworden ist. Denn die ökonomische Globalisierung hat die politischen Links-Rechts-Pole in die angebliche Mitte verschoben, die am Wettbewerb am freien Weltmarkt orientiert ist. Mit seinen Risiken wankt die Politik zwischen Freiheit und Sicherheit. Die aus Bulgarien stammende Professorin sieht dieses System deshalb an der Kippe. Sie warnt aber vor Protest mit einfachen populistischen Lösungen, weil damit nur die Anpassung des Systems gestärkt wird. In der wachsenden Unsicherheit mit der Politik sieht sie dennoch Politik Hoffnung auf ein Leben, das das gegenwärtige System nicht bieten kann. Auf unserer Homepage haben wir ihre Kernaussagen zusammengefasst und um die Auswirkungen auf die agrarpolitischen Ziele ergänzt: https://forumproschwarzwaldbauern.de/das-verhaeltnis-von-politik-wirtschaft-und-gesellschaft/
Sommerzeit ist Ernte- und Weidezeit
Die Bilder der Werbung und auf den Verpackungen täuschen die Herkunft von der Ernte oder von weidenden Kühen vor. Dabei ist die Landwirtschaft für Nahrungsindustrie- und Handel nur noch Rohstoffproduzent. Die Verantwortung für die Folgen wird zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern hin und her geschoben. In Wirklichkeit wirkt die politisch gestärkte Macht der Konzerne wie ein Keil Landwirtschaft und Konsumenten. Wir fordern deshalb auf, die Verklärung von Ernte und Weide nicht weiter zu unterstützen, sondern über die wirklichen Abläufe aufzuklären. Anstelle nicht möglicher Weidegespräche haben wir uns auf unserer Homepage Gedanken gemacht über die Widersprüche zwischen den Bildern des Marketings von der Weide und der wirklichen Praxis: https://forumproschwarzwaldbauern.de/umwelt-futter-und-leistung-im-sommer-optimieren/
Moorschutz als neuer Ministerienstreit
Kaum hat die Zukunftskommission Landwirtschaft Konsens demonstriert, hat zwischen Landwirt-schafts- und Umweltministerium ein neuer Streit um Moorschutz begonnen. Weil die Klimaschutz-debatte Moore als Kohlenstoffspeicher entdeckt hat und sie pauschal vernässen will. Betroffen von dieser kulturvergessenen Vorstellung sind auch die meisten Schwarzwaldtäler. Diese Problematik hat der Deutsche Grünlandverband (DGV) schon 2017 bearbeitet und mit Naturschützern ein Positionspapier für differenzierten und standortgerechten Moorschutz veröffentlicht.
Unser aktueller Lesetipp: Regionalwert AG – Mit Bürgeraktien die regionale Ökonomie stärken von Christian Hiß. Unser Gesprächspartner vom Aschermittwochs 2020 hat dieses Handbuch für Regionalentwicklung um seine langjährigen Erfahrungen erweitert. Es ist ein Wegweiser aus der isolierten ländlichen Entwicklung zu einem nachhaltigen Stadt-Landverhältnis zu finden.