Es wird Frühling. Doch das Erwachen der Natur wird von den Nachrichten über die Corona-Pandemie verdeckt. Sogar Ostern, das christliche Auferstehungsfest. Denn Kirchen wurden ebenso geschlossen wie Grenzen, Schulen, Geschäfte und Gaststätten, damit das neue Virus unsere Gesundheitssysteme nicht überfordert. Die Wirtschaft fährt auf Kurzarbeit runter. Um aber die Versorgung zu sichern, muss der globale Warenverkehr aufrechterhalten werden. Und dazu werden, wie im Gesundheitswesen, Menschen gebraucht, die dem Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Dieses Spannungsfeld zwischen Sicherheit und freiem Markt ist die neue Herausforderung. Schon wird diskutiert, wann das alte System wieder hochgefahren werden kann. Wir fragen, warum man nicht diskutiert, wie man das System gegen solche Risiken weniger anfällig machen könnte.
Das Just in Time-System in Frage stellen?
Unsere Versorgungsketten wurden mit der Globalisierung nach dem Just in Time-System organisiert. Das heißt, arbeitsteilig wird dort produziert, wo es am billigsten ist. Vorratshaltung ist von globaler Logistik abgelöst, die direkt liefert, was wann wo gebraucht wird. Nun offenbart die Corona-Pandemie, nicht nur beim Material für Kliniken, dass dieses System nicht krisensicher ist. Der Gesundheitsminister fragt schon, ob man das Gesundheitswesen dem Markt überlassen darf? Wäre diese Frage nicht auch in unserem Ernährungssystem fällig? Wir erinnern, dass der Weltagrarbericht schon vor 12 Jahren zur Ernährungssicherung Ernährungssouveränität gefordert hat.
Führt Corona zur Regionalisierung?
Nachrichten und Unternehmensberater verkünden das. Gleichzeitig aber auch, wie die Krise kleine und regionale Strukturen mehr bedroht als Konzernstrukturen. Denn auch kleine Betriebe sind längst in die globale Arbeitsteilung eingebunden, die den regionalen Bedarf und die regionale Erzeugung meilenweit auseinander entwickelt hat. Diese Entwicklung beruht auf einer unvollständigen Rechnung, die regional-wirtschaftliche, soziale und ökologische Lösungen nur als Kosten sieht und somit im Wettbewerb benachteiligt. Um Regionalisierung zukunftsfähig zu machen, müssen auch die Leistungen in der Buchhaltung erfasst werden und Richtig gerechnet werden, wie es uns Christian Hiß beim Ascher-mittwochsgespräch erklärt hat. Zum Nachlesen: https://forumproschwarzwaldbauern.de/auch-nachhaltig-rechnen/
Kurzarbeit und Homeoffice Impuls zur Postwachsökonomie?
Postwachstumsökonomen wie Prof. Niko Paech u.a. schlagen für eine zukunftsfähige Versorgung vor, die langen Produktionsketten auf Luxusgüter schrumpfen lassen, die regionalen Versorgungsketten auszubauen und die freie Zeit zum mehr Selber machen zu nutzen. Homeoffice und Kurzarbeit könnten Teile für diesen Weg sein. Mehr: https://forumproschwarzwaldbauern.de/ist-wachsen-und-weichen-alternativlos/
Übrigens arbeiten und leben Bäuerinnen und Bauern eigentlich schon immer im Homeoffice, nur analog. So könnte die Coronakrise letztendlich auch dem Klima- und Artenschutz dienen und Schwarzwaldbauern mehr Perspektiven bieten.
Unser aktueller Lesetipp: Geschichte und Zukunft einer gefährdeten Lebensform
Alpenforscher Prof. Werner Bätzing ( https://forumproschwarzwaldbauern.de/zwischen-wildnis-und-freizeitpark/ )
hat diese neue Buch geschrieben, indem er das Landleben nicht als Idylle sieht, sondern zukunftsfähige Leitideen entwickelt. Eine Lesetipp für alle, die in der ländliche Entwicklung mitreden.