Ja, solange wir der Wachstumsökonomie folgen, war das Fazit beim Aschermitt-wochgespräch 2017: Einladung_AM_ 2017
Der Gesprächspartner Prof. Niko Paech forscht für die Postwachstumsökonomie in den Fächern Wachstumskritik, Wachstumszwänge und der Angebots- und Nachfrageseite. Als Wachstumskritiker sieht er neben den ökologischen Grenzen und der Kulturzerstörung die psychologischen Grenzen als größtes Problem. Flucht, Kriege und die Aufholjagd der Schwellenländer sind für ihn Symbole ungleicher Entwicklung.
Eine wirklich nachhaltige Entwicklung ginge nur über Klimagerechtigkeit. Das heißt, dass jeder Mensch der Erde nicht mehr CO2 ausstoßen darf, wie die Biosphäre verträgt. Da sind 2,7 t pro Kopf und Jahr! 11 t stößt aber jeder Deutsche aus, den Ausstoß unserer Importe nicht mitgerechnet. Doch bisher scheitert eine nachhaltige Entwicklung nach Niko Peach an institutionalisierter Heuchelei. Weshalb sich die Geister zwischen der politischen Energiewende und der Postwachstumsökonomie scheiden. Einzig der Niedergang der DDR-Wirtschaft und die Lehman-Brothers-Pleite hätten bisher durch Senkung des Bruttoinlandsproduktes den CO2-Output zu verringern vermocht. Die Energiewende sei deshalb ein ökologisches Versteckspiel, weil sie am Produkt ansetzt. Produkte aber ein Doppelleben führen, indem sie nicht nur Knappheiten befriedigen, sondern als Symbol auch dem Status dienen. So beruhige z.B. das Kaufen im Bioladen das Gewissen für das Vielfliegen oder SUVfahren.
Deshalb setzt die Postwachstumsökonomie an den Wachstumszwängen an. Hier läge das Reduktionspotential sowohl auf der Nachfrage- wie der Angebotsseite. Denn wo die Technologie versage, helfe nur die Reduktion. Auf der Nachfrageseite nicht nur, um die ökologischen Grenzen einzuhalten, sondern auch zur psychischen Entlastung. Beide Logiken speisen sich aus derselben Ursache, nämlich unserem Lebensstil. Weshalb für das Postwachstumsmodell das menschliche Maß oder Suffizienz (Genug) das Ziel ist.
Auf der Angebotsseite setzt die Postwachstumsökonomie auf Rückbau unserer auf Effizienz aufbauenden langen (globalen) Produktionsketten und Förderung der mittleren Produktionsketten von Handwerk und lokalem ökologischen Landbau. Die beim Rückbau frei werdende Arbeitszeit könne der Versorgung außerhalb des Marktes, in Form von Eigenproduktion und pfleglicher und dadurch längerer Nutzung von Gütern dienen. Der entscheidende Vorzug dieses postökonomischen Weges dürfte seine Resilienz (Widerstandsfähigkeit) gegenüber den zunehmenden Krisen sein.
Was im gewohnten Wachstumssystem noch als Utopie klingt, ist dem urbäuerlichen Lebensstil näher als die moderne Landwirtschaft, die Bäuerinnen und Bauern überfordert und zugleich von Umwelt- und Tierschutz angeprangert wird. Niko Paech fordert Reallabore zum Einüben dieses Weges, wobei Ernährung und Landwirtschaft im Zentrum stehen. Eine Modelluntersuchung für Hamburg hat Niko Paech vorgestellt: spiegel-Online_11.12.16_Regionale Ernährung_H
Wir sehen unsere Schwarzwaldhöfe als solche Reallabore für den Weg in die Postwachstumsökonomie und werden unsere weitere Arbeit dem Einüben widmen: