Umwelt, Futter und Leistung III

Mit der Klimaerwärmung müssen sich auch Lehrmeinungen wandeln, war das Fazit das Weidegesprächs  am 7. August 2019 im Schöngrund in Schiltach-Lehengericht. Schöngrundbauer Frieder Wolber erklärte, wie an den steilen Hängen mit dem Wertverlust der lokalen Versorgung sich die Landschaft verändert  hat. Weshalb auch nach den Regenschauern in der letzten Zeit nicht alle Weiden und Wiesen wieder in frische, Grün erscheinen. Das ist nicht nur eine Folge der Trockenheit, sondern mehr Zeichen für den Bodenzustand und die Weideführung. Denn wo mit dem Weiden zu spät begonnen wird, verholzen die blühenden Gräser bereits und werden kaum noch gefressen und treiben nicht mehr nach. Ebenso bleiben Weiden länger braun, wo zu viele Tiere mit zu knapper Fläche auskommen sollen. In beiden Fällen fehlt den Gräsern der Wachstumsimpuls durch das Abweiden zum richtigen Zeitpunkt. Aber nur auf grünen Weiden wächst Futter nach, wozu die grünen Pflanzen CO2 aufnehmen und klimaentlastend wirken. Diese Zusammenhänge sind von den politischen Mythen der Offenhaltung und Pflege der Landschaft noch genauso verdrängt wie vom Marketing mit weidenden Tieren. Denn sie gehen von Vorstellungen und Lehrmeinungen vom gleichmäßigen Graswuchs in Gunstlagen an der Nordseeküste oder im Alpenvorland aus. Die folgende Darstellung aus der Schweiz zeigt jedoch den unterschiedlichen Verlauf des Graswuchs im Westschweizer Alpenvorland und dem Berggebiet des Schweizer Jura:

Grundsätzlich beginnt mit zunehmender Höhenlage der Graswuchs später und er ist t dann stürmischer und bricht im Hochsommer ein. Mit der Klimaerwärmung beginnt der Graswuchs zwar früher. Infolge der höheren  Temperaturen und Verdunstung wird das Sommerloch jedoch größer. Standortangepasste Weideführung  ist die neue Herausforderung, um Umwelt, Futter und Leistung wieder in Einklang zu bringen. Es geht dabei um praktische Ökologie, anstelle der bisherigen Spaltung von Landwirtschaft und Ökologie, in der sich Schwarzwaldbauern  oft zwischen den Stühlen fühlen. Neben einem an den Standort angepassten Viehbesatz ist die Weideführung der Schlüssel. Weideführung als Haushalten von Graswuchs und Weidevieh ist weniger eine Frage der Technik, sondern der Beobachtung. Wo das Gleichgewicht von Zuwachs und Fressen nicht stimmt, leidet auch das  Leben im Boden und es nehmen Mangelzeiger und von Weidetieren gemiedene Sträucher wie Farn, Ginster oder Brombeeren zu. Diese mit technischem Aufwand kurz zu halten, schmälert wiederum  die Rentabilität der Landwirtschaft im Schwarzwald ohne aber die Ursachen zu beseitigen. Deshalb versuchen wir an die vom Fortschritt verdrängten Zusammenhänge von Boden, Klima und Vegetation wieder bewusst zu machen, um sich an die Herausfordern der Klima-erwärmung anzupassen, statt auf neue Rezepte zu warten, an denen andere verdienen.  Mehr: Weidegespräch_7.08.19

 

 

Umwelt, Futter und Leistung III
Nach oben scrollen