Bei unserer Infotour ins Elsass im September sind uns ungewöhnliche Entwicklungen aufgefallen. Deshalb haben wir uns beim Schwarzwaldbauerntreff am 29. November 2018 gefragt, was wir davon lernen können. Mit lernen meinen wir nicht die Ent-wicklungen einfach zu kopieren, sondern zu kapieren, was dahinter steht. Die eine bemerkenswerte Bewegung war bei den schon mehrfach besuchten Ferme Auberge aufgefallen. Die seit Jahrzehnten bestehende Werbegemeinschaft dieser Almwirt-schaften scheint sich zu spalten. Weil die einen auf unternehmerische Entwicklung als Tourismusbetrieb und andere auf die traditionelle Verbindung von Sommerweide mit Vogesenkühen und Melkeressen setzen. Mit der Folge, dass die Richtlinien aufge-weicht werden und diejenigen, die auf das Original setzen aus der Werbegemeinschaft ausscheren. Bei näherer Betrachtung fällt das auch in der Landschaft auf, weil die Weiden der Ersteren mehr verbuschen. Die besuchte Ferme Hus war dagegen das Paradebeispiel als Original des Systems von Weide, Kuh, Käse und Melkeressen. Ihre Familie Schickel versteckt sich nicht hinter Labels und Richtlinien, sie sind das Original, das sogar das Fernsehen entdeckt hat und mehrmals in diesem Jahr die Schickel‘s mit der Ferme Huss zeigte.
Die andere Bewegung waren bestaunenswerte Vermarktungsgemeinschaften. Hinter beiden besuchten ganz unterschiedlichen Modellen ist dieselbe Philosophie zu erkennen: Um in der Nische der Direktvermarktung nicht miteinander zu konkurrieren, bilden wir gemeinsam ein Angebot mit dem was Jeder/Jede am besten kann. Im seit 30 Jahren bestehenden Schatzkeller der Berge in Hachimette bei Kaisersberg sind das heute 14 Bauern zwischen Berg und Tal. Die Bäuerinnen und Bauern sind nicht Lieferanten, sondern Gesellschafter und Mitarbeiter. Der Laden ist zwar wie ein Supermarkt aufgebaut, aber es gibt keine Handelsware. Und obwohl die Mehrzahl der Gesellschafter Bio sind, wird nicht damit geworben, sondern als Schatzkeller der Berge.
Das andere besuchte Modell ist auf den ersten Blick ein Einzelunternehmer. Doch hinter der Ferme Büra Hisla in Ungersheim steckt die Philosophie des gemeinsamen Angebotes. Und zwar dreimal. Einmal im wöchentlichen Bauernmarkt im Hof sowie in zwei Bauerläden am Rande Mühlhausens . Wieder wird nur angeboten, was die Teilnehmer haben und die Märkte sind selbst straff organisiert. Von diesen Modellen regionaler Kreislaufwirtschaft können wir lernen, dass es nicht genügt regional draufzuschreiben, sondern
- die regionale Spezialisierung (auf Milch oder Fleisch) aufgebrochen werden muss um Angebote zu bilden;
- eigenständige Gemeinschaften mit klaren Regeln gebildet werden um die Wertschöpfung in der Hand zu behalten;
- Identität mit dem Eigenen Ihre Strahlkraft ist und Berg, Vogesenrasse und Dialekt ihre Symbole sind.