Was bedeuten die Freihandelsverhandlungen (TTIP) zwischen EU und USA für uns Schwarzwaldbauern? Dieser aktuellen Frage galt unser Schwarzwaldbauerntreff am 16. Juli in der Hinterholzstube in Schiltach. Dabei zeigte sich, dass es nicht genügt dagegen zu sein, sondern man die Hintergründe und eigentlichen Absichten durchschauen muss, um wirkliche Gefahren zu erkennen und auch Alternativen zu sehen.
Während es früher bei Freihandelsverhandlungen um Zölle ging, stehen heute die nicht-tarifären Handelshemmnisse (= nationale Normen, Standards und Verbraucher-schutzgesetze) im Zentrum. Weil dabei die Auffassungen zwischen der EU und USA sehr verschieden sind, steht hierzulande die Angst um Gentechnik, Chlorhähnchen und Hormonfleisch im Vordergrund. Doch TTIP geht viel weiter, wie der Name Trans-atlantisches Freihandels- und Investitionsabkommen sagt. Konzerne sollen nämlich Investitionsschutz über eigene Schiedsgerichte erhalten, womit die Wirtschaft ganz im neoliberalen Sinne das Primat über Politik und Demokratie bekäme.
Deshalb sind die TTIP-Verhandlungen eine politische Grundsatzentscheidung über Markt mit oder ohne Moral. Sollten sich die wirtschaftspolitischen Interessen durchsetzen, bedeutet das für Schwarzwaldbauern, dass
- Wettbewerb und Strukturwandel sich verschärfen nach dem Motto: wer kann‘s billiger?
- Hightec-Methoden (wie Gentechnik und Präzisionfarming) gefördert werden, weil sie das politisch erwartete Wirtschaftswachstum versprechen;
- Verbraucherschutz mit Siegeln und Zertifizierungen die Bauern noch mehr belasten und die Konsumenten täuschen werden;
- die Werbung Berggebiete samt ihren Bauern verstärkt als Alibi für die industrialisierte Landwirtschaft missbrauchen wird;
- zugleich die Zweiteilung der Landschaft in (günstige) Produktionszonen und Schutz- und Pflegegeparks zunehmen wird.
Je mehr die Moral des Marktes aber den Interessen der Wirtschaft folgt, umso mehr wächst das Verlangen der Bevölkerung nach überschaubarer, naturgemäßer und lokaler Versorgung. Dabei geht es um mehr als Direktvermarktung. Diesen Trend sollten Schwarzwaldbauern nicht den Werbestrategen überlassen, sondern die neue Landlust als Chance für neue lokale Versorgungsstrukturen sehen. Siehe dazu unsere Vision.