Das war die Antwort des Standortphysiologen Hartmut Heilmann beim Schwarz-waldbauertreff am 10. April 2018 in Schönwald auf die Frage: Müssen wir unsere Böden überhaupt düngen, kalken usw. – oder müssen wir sie besser verstehen? Der Vorstand der Bauernschule Hohenlohe und der Gesellschaft für Boden, Technik und Qualität erforscht als Standortphysiologe die Wirkungszusammenhänge zwischen Boden und Pflanzen. Damit setzt er sowohl die Arbeiten der Biopioniere fort, wie auch die des Gründers der Düngerlehre, Justus von Liebig. Denn schon Liebig wusste vor über 150 Jahren, dass seine Mineralstofftheorie nur begrenzt aussagefähig ist, weil sie auf die nicht verbrennbaren Stoffe von Pflanzen baut, die elektrochemischen Austauschprozesse im Boden aber nicht erfassen kann. 90 % dieser Lebensprozesse sind nach Heilmanns Erkenntnis nicht erforschbar.
Mit einem Bild der Hohenloher Ebene von 1572 erklärte Heilmann, wie die einst kleinräumige bäuerliche Nutzung der Fruchtbarkeit der Böden diente. Mit der Modernisierung zu größeren Schlägen, vereinfachten Fruchtfolgen, weniger Tiefwurzlern und längeren Brachezeiten sowie Strukturschäden fehle dem Boden heute die Ruhe zur Regeneration. Ähnliche Wirkung habe auch die sehr häufige Grünlandnutzung, die mit immer mehr Überfahrten verbunden ist. Damit nehme die Regenverdaulichkeit der Böden ab, wie die zunehmenden Hochwasserereignisse zeigen. Aber ebenso auch die Trockenschäden.
Im Gegensatz vom Acker dünge sich Grünland selber über seine intensive Wurzel-bildung. Je geschlossener der Kreislauf von Pflanzen und Tieren des Hofes sei, umso weniger Probleme. Das gilt nach Heilmann auch den Kalkbedarf, weil es sich beim sog. pH-Wert um ein autoregulatives System handle. Deshalb fordert er, mehr Wert auf das zu legen, was wächst statt auf Zahlen. Denn in Zahlen lassen sich nur Stoffe messen, Wachstum entsteht aber durch das komplexe Zusammenwirken von Kräften. Dabei verändere jede Versorgung mit einzelnen Stoffen auch die Verfügbarkeit der übrigen Nährstoffe und habe Auswirkungen auf Pflanzengesundheit, Ertrag und Umwelt.
Effizienz ist für Heilmann ein Mythos. Denn die Zukunft brauche belastbare Systeme, die mit weniger Input an Energie zurecht kommen. Deshalb empfiehlt er, den Boden als Batterie zu sehen. Der Begriff Batterie oder neudeutsch Akku geht auf das lateinische accumulare zurück, was anhäufen oder Sammler bedeutet. Eine Batterie speichert, wie wir vom Auto oder Traktor wissen, nicht Stoffe, sondern Energie. Beim Wiederaufladen der Batterie Boden geht es also um mehr als den Ersatz entzogener Stoffe, es geht um die energetische Umwandlungsprozesse statt. Um diese These besser zu verstehen, wird das Forum bei Weidegesprächen in den nächsten Monaten sich mit dem Zeigerwert von Grünlandpflanzen und den Hofkreisläufen beschäftigen.