Irmi Salzer von der Österreichischen Bergbauern- und Bäuerinnen-vereinigung (siehe 40 Jahre ÖBV) hat uns beim Schwarzwaldbauerntreff zum Internationalen Tag der Berge am 12. Dezember 2014 überzeugend erklärt, dass die Entscheidung über diese Frage die Zukunft von Berg- und Kleinbauern bestimmt. Denn:
- Berg- und Kleinbauern dienen als Idylle zur Legitimation der Gemeinsamen Agrarpolitik, die die Wettbewerbsfähigen unterstützt und Berg- wie Kleinbauern in Gunstlagen zu Verlierern macht. Vorspannmechanismus nennt der Gründer der ÖBV und Konfliktforscher Franz Rohrmoser diese Taktik. Als Vorbild für gerechte Förderung erklärte Irmi Salzer die Ausgleichzulage für Erschwernisse nach dem Österreichischen Berghöfekataster. Damit bestätigte sie unseren Vorschlag die Betriebsprämie nach dem Beispiel der Ausgleichszulage zu staffeln, dessen Umsetzung nach der neuen EU-Verordnung sogar möglich wäre.
- Der Weltmarkt ist ein neuer Fetisch(= Götze). Obwohl nur 10 % der globalen Lebensmittel am Weltmarkt gehandelt werden, hat er zentrale Bedeutung für die Preisbildung. Die Konsequenz dieses neoliberalen Freihandelsdogma sind Hunger, Verlust an Biodiversität, Klimawandel und Peak Soil, Marktkonzentration, Abhängigkeit von Subventionen und Bauernsterben. Ansätze für einen Wandel liegen in seinen Skandalen, den Futtermittelimporten und der Landflucht in die Metropolen.
- Das Gegenkonzept Ernährungssouveränität wurde 1996 von der Internationalen Kleinbauern-bewegung Via Campesina in Rom vorgestellt. Es ist kein Rezept, sondern die Forderung das Menschen, Nationen und Staatengemeinschaften wieder das Recht bekommen, ihre Ernährungs- und Agrarpolitik selbst zu bestimmen. Als Recht aller Menschen auf gutes und kulturell angepasstes Essen, mittels nachhaltiger Erzeugung. Aber auch als Verpflichtung, die Landwirtschaft anderer Länder nicht durch Exporte zu beeinträchtigen. Grundlage der Ernährungssouveränität sind lokale Erzeugung in regionalen – überschaubaren – Wert-schöpfungsketten. Diesem Konzept haben sich über 400 Wissenschaftler im Weltagrarbericht angeschlossen. Die Transformation (Wandel – Umgestaltung) beginnt aber nicht in der Politik, sondern an der bäuerlichen Basis wie die Nyélénibewegung und der int. Workshop im Herbst 2013 in St.Trudpert im Schwarzwald gezeigt haben.
- Praktische Beispiele zur Ernährungssouveränität sind weltweit zu beobachten in Formen sozialer Landwirtschaft von Gemeinschaftsgärten über Foodcoops usw.
Mehr darüber aus der Broschüre Die Zeit ist reif für Ernährungssouveränität: Irmi_ Die Zeit ist reif
Wir werden praktische Ernährungssouveränität 2015 vertiefen, um der Struktur unserer Schwarzwaldhöfe neuen Sinn zu stiften. Weiterlesen in unserem Aktuelles_Weihnachten_
Bergbauern zwischen Weltmarkt und Ernährungssouveränität?