es ist Herbst. Die Blätter werden bunt, bevor sie fallen. Bunt ist auch das Ergebnis der Wahl unseres Bundestags. So bunt wie die Wohlstandsgesellschaft, die durch Corona-, Klima- und andere Krisen verunsichert ist. In der Natur folgt auf die bunte Herbstimmung die Winterruhe. Doch die Politik verspricht gleich Aufbruch, Fortschritt und Modernisierung, ohne die Ursachen der Krisen im globalisierten Wirtschaftssystem zu hinterfragen, das auch die bäuerliche Landwirt-schaft und damit die Schwarzwaldbauern verdrängt. Wir fordern deshalb Kulturwandel statt Struk-turwandel. Hoffnung darauf macht die Politikökonomin Albena Azmanova mit ihrem Buch Kapitalis-mus an der Kippe, in dem sie erklärt, wie die Wettbewerbsfähigkeit am globalen Markt nicht nur den Wohfahrtsstaat verändert hat, sondern auch die politische Landschaft. Mehr auf unserer Homepage: https://forumproschwarzwaldbauern.de/warum-wahlen-so-schwer-fallt/
Landwirtschaft und Ernte am Rand?
Diesen Eindruck hat die Bundestagswahl hinterlassen. Im Machtspiel der Parteien ging in den Medien sogar das Erntedankfest unter. Die europäische Agrarpolitik ist ja von der alten Regierung für weitere sieben Jahre festgeschrieben und damit über die neue Legislaturperiode hinaus. Von der neuen Regierung sollten wir aber erwarten, dass der Umweltpoker zwischen Umwelt- und Landwirtschaftsministerium nicht weitergeführt wird. Denn der hilft weder der Umwelt noch den Bauern. Vielmehr gilt es die Multifunktion der Landwirtschaft auf allen Ebenen bewusst zu machen und dass auch die Ernte zu den Lebensgrundlagen gehört. Unsere weiteren Gedanken dazu zum nachlesen auf: https://forumproschwarzwaldbauern.de/gedanken-zum-erntedank/
Ländliche Entwicklung neu denken
Die Entwicklung hat in den letzten Jahrzehnten Stadt und Land zuerst geteilt und unterscheidet inzwischen Metropolen und Ländlichen Raum. Die Politik versucht dennoch gleichwertige Lebens-verhältnisse zu schaffen mit Thesen wie 5G an jeder Milchkanne. Damit wird davon abgelenkt, wie das Land immer mehr nur noch als Freizeitpark mit wilder Natur gesehen wird. Lebensmittel kom-men ja aus dem global versorgten Supermarkt. Dass dieser Entwicklung das regionale Lebens-mittelhandwerk geopfert wurde, ist kaum bewusst. Diese Strukturen fehlen aber für eine regionale Kreislaufwirtschaft, wie sie Vordenker zum Schutz von Klima und Umwelt vorschlagen. Noch immer werden mit Programmen für Ländliche Entwicklung urbane Sichtweisen verfolgt. Doch an- statt Marketing mit regional etc. sollte die Versorgung der Städte auf kurzen Wegen aus ihrem Umfeld das Ziel ländlicher Entwicklung sein. Damit würde auch die Spaltung des Landes in Gunstlagen und Ungunstlagen (wie dem Schwarzwald) überwunden.
Reicht Klimaschutz zur nachhaltigen Entwicklung?
Die politische Klimadebatte redet uns ein, dass allein der Austausch von Techniken zur Nachhaltigkeit führe. Die Klimaaktivistin Greta Thunberg betonte dagegen: Man könne sich aus der Krise nicht „herausinvestieren, bauen oder kaufen“, und je länger sie so tun, als könnten wir die Krise innerhalb des heutigen Systems lösen, desto mehr Zeit verlieren wir. Mit dem Ersatz von Kohlekraftwerke durch Windräder und Diesel- durch E-autos ist also die Klimakrise so wenig zu überwinden, wie den Klimakiller Kuh durch Fleischverzicht oder Laborfleisch auszutauschen. Denn die Reduzierung der Co2-Emissionen ist nur die eine Seite des Klimaschutzes, den natürlichen Co2-Kreislauf wieder herzustellen die wohl noch größere Herausforderung. Denn zum Co2-Kreislauf gehören die Co2 speichernden Böden mit den darauf wachsenden Pflanzen, und damit der Konsum und unsere Lebensweise. Dazu unser aktueller Lesetipp:
Klimapositive Landwirtschaft – Mehr Wohlstand durch naturbasierte Lösungen von Franz-Theo Gottwald, Jan Plagge und Franz Josef Radermacher. Ein überfälliges Buch mit den Möglichkeiten der Land- und Forstwirtschaft zum aktiven Klimaschutz. Mit einem Beitrag von Anita Idel, der die klimapositive Rolle des immer noch vergessenen Graslandes bewusst macht.