Direktzahlungen entscheiden im größten Teil der Landwirtschaft heute über Gewinn oder Verlust. Dieses System der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) ist von vielen Seiten in Kritik und sollte mit dem neuen 7-Jahresplan reformiert werden. Bevor jedoch EU-Kommission, -Ministerrat und -Parlament sich im Trilog darüber geeinigt hatten, hat der deutsche Bundestag Gesetze zur Umsetzung beschlossen. Nur ein weiteres Beispiel wie Ministerien, Parteien und Verbänden um die Rahmenbedingungen der Bäuerinnen und Bauern pokern, anstelle Ideen aus Wissenschaft und Praxis für eine wirkliche Reform aufzugreifen. Alte Agrarumwelt-maßnahmen werden neue Eco-schemes, aber die alten Widersprüche zwischen Wettbewerbsfähigkeit (um billige Lebensmittel) und Artenvielfalt, naturgemäßer Tierhaltung und Klimaeffekten, an denen immer mehr Bauern und Bäuerinnen verzweifeln. Anstatt Klima und Umwelt zu schützen, wuchert die Bürokratie. Opfer dieses Pokers ist wieder mal das Grünland, obwohl es eine nachhaltige CO2-Senke ist, die dem Klima dient. Wir fragen, warum die Widersprüche dieser GAP niemand erkennen will?
Gestalten statt verwalten
wäre die eigentliche Herausforderung zur Transformation in eine nachhaltge Zukunft. Blickt man auf die großen Transformationen der Menschheit zurück, das Seßhaftwerden und die Industrie-alisierung, wurden sie von findigen Menschen eingeleitet, während politische Kulturen mit perfekten Verwaltungen immer wieder untergegangen sind. Weshalb sogar unser Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble in seinem neuen Buch Grenzerfahrungen die Politik ermahnt, nicht alles perfekt regeln zu wollen, sondern den Menschen Gestaltungsmöglichkeiten zu lassen. Ebenso mutig führt er in dem Buch Gespräche mit Weiterdenkern*innen unserer Zeit, wie der Ökonomin Maja Göpel. So wie wir es auch tun. Schon beim Aschermittwochsgespräch 2009 über Erwerbsarbeit hat uns Prof. Heißenhuber auf die Vision des kürzlich verstorbenen Frithjof Bergmann über zukünftiges Arbeiten hingewiesen, die sich an das Bauerntum anlehnt: Neue Arbeit: Tun, was wirklich wichtig ist | oekom verlag
Fächendeckende Landbewirtschaftung
taucht in jüngsten Papieren der Bundes- und Landesagrarpolitik wieder als Ziel auf. Offen ist allerdings, was damit gemeint ist. Logischerweise wäre das standortangepasstes Wirtschaften, was von den Standards der Supermarktmächte abgelöst worden ist. Doch Medien inzenieren es lieber als Wildnis für den Tourismus, wie die Anlage 2 als Beispiel zeigt. Dieser Entwicklung ist unser Gesprächspartner vom Aschermittwoch 2020, Christian Hiß, auf den Grund gegangen. Dabei hat er erkannt, dass nach der herrschenden ökonomischen Buchhaltung schwarze Zahlen schreibt, wer am wenigsten Rücksicht auf Boden, Klima, Umwelt und Region nimmt. Deshalb hat er die Buchhaltung zur Methode Richtig Rechnen weiterentwickelt, um der Ökonomie ihren ursprünglichen Sinn des Haushalten wieder zu geben: https://forumproschwarzwaldbauern.de/nachhaltig-rechnen-lernen/ Wir haben die Agrarminister*innen in Bund und Land aufgefordert, mit Richtig Rechnen der Agrarpolitik wieder Sinn zu geben.
Umwelt, Futter und Leistung
Lange bevor Umwelt ein Thema wurde, hatte das badische Forschungs- und Beratungsinstitut für Höhenlandwirtschaft in Donaueschingen diese Zusammenhänge bearbeitet und für alle badischen Gemeinden dokumentiert. Klimaerwärmung mit ihren Wetterkapriolen lassen unds diese Zusammenhänge wieder spüren. Weil dieses Erfahungswissen von Standarswissen verdrängt ist, haben wir uns darüber Gedanken gemacht: https://forumproschwarzwaldbauern.de/category/aktuelles/
Unser aktueller Lesetipp: Rettet die Demokratie von Dirk Neubauer. Eine überfällige Streitschrift vom Bürgermeister einer sächsischen Kleinstadt über das Verhältnis von Politik, Staat und Bürgern und Bürgerinnen und wie es demokratisch besser werden kann.