Weltkriegsveteranen hatten bewundernd von den endlosen Sonnenblumen- und Weizenfeldern in der Ukraine erzählt. Jetzt herrscht in dieser europäischen Kornkammer seit drei Wochen wieder Krieg. Städte werden zerstört und Menschen sind auf der Flucht. Warum? Hatte doch der Russe Gorbatschow den kalten Krieg zwischen den Supermächten überwunden und die friedliche Wie-dervereinigung Deutschlands zugelassen. War der vermeintliche Sieg des Kapitalismus über den Kommunismus aber naiv? Denn Gorbatschow ist mitsamt seinen Reformen Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umbau) Opfer eines Putschs geworden. Seine Nachfolger nennt der Friedensnobelpreisträger Gorbatschow in seinen Büchern Kinder des alten Denkens vom kalten Krieg und fordert im Zeitalter der Globalisierung ein neues Denken.
Eine Zeitenwende
hat unser Bundeskanzler 3 Tage nach Kriegsbeginn in der Ukraine im Bundestag erklärt. Für die Sicherheit sollen Milliarden in die Aufrüstung gesteckt werden. Die globalen Verstrickungen unseres Wohlstandes über die imperiale Wirtschaft mit diktatorischen Ländern wie Russland erfahren wir nur scheibchenweise. Es rächt sich, dass die neoliberale Profitlogik nicht zwischen demokratischen und diktatorischen Staaten unterscheidet. Die Angst vor diesen Abhängigkeiten verdrängt die Coronanachrichten wie den Klimawandel, obwohl sie alle Folgen der energie-intensiven Fernversorgung sind. Wir erinnern deshalb an unsere Aschermittwochsgespräche, wo vor 10 Jahren uns Fritz Ammer deutlich erklärt hat, dass Fernversorgung auch Abhängigkeit bedeutet und wir kapieren sollten, dass Nahversorgung mehr sein muss als Marketing, nämlich wieder Sinn braucht. Wir haben den Rückblick jetzt aktualisiert unter: https://forumproschwarzwaldbauern.de/aschermittwoch-heisst-fuer-uns-kapieren-statt-kopieren/
Ernährungssicherheit
ist ein neues politisches Schlagwort wie auch Energiesicherheit. Der deutsche Landwirtschafts-minister hatte am vorigen Freitag deshalb seine G7-Kollegen eingeladen. Doch am Ergebnis war nichts Neues. Wie auch in den Diskussionen landwirtschaftlicher Institutionen werden durch den Krieg in der Ukraine vor Hunger in Afrika gewarnt und zugleich offene Märkte verteidigt und damit Spekulationen gestärkt. Wir fragen, wo sind die Erkenntnisse des Weltagrarbericht von 2008 geblieben sind? Darin erklären über 400 Wissenschaftler, dass Hungerkrisen nur mit Ernäh-rungssouveränität zu überwinden seien in Verbindung mit einer agrarökologischen (stand-ortangepassten) und multifunktionalen Landwirtschaft in bäuerlichen Strukturen. Aus unserer Überzeugung gilt das gleichermaßen für die Zukunft der Berglandwirtschaft und damit der Schwarzwaldbauern.
Die wirkliche Herausforderung ist nicht neu:
Seit Jahrzehnten wird darauf hingewiesen, dass die moderne intensive Landwirtschaft mehr Energieeinheiten verbraucht als sie erzeugt, wie unser Titelbild Input-Output von Lünzer 1979 aus E.U. Weizsäcker Faktor 4 von 1995 zeigt.
Hier müsste der allenthalben diskutierte Umbau der Landwirtschaft ansetzen. Aber noch werden solche Stimmen von den Rezepten der Profiteure der energieintensiven Landwirtschaft übertönt. Um das gewohnte Geschäftsmodell zu erhalten, werden die Folgen für Klima, Wasser und Arten-vielfalt mit digitalen Verheißungen und Blühstreifen zu vertuschen versucht. Und aus der Teu-erung von Energie und Dünger wird mit Angst vor Hunger neue Intensivierung angestrebt.
Wir beobachten mit Sorge, wie diese Profitlogik Bauern und Landschaften spaltet und weniger günstige Lagen wie im Schwarzwald zum Ökoalibi macht, ohne die wirklichen Probleme zu lösen.