Das Blühen und Grünen hat nach dem fast ausgefallen Winter in diesem Jahr zwei bis drei Wochen früher begonnen und ist vom Wintereinbruch im April jäh unterbrochen worden. Die Folgen für die Ernte sind noch nicht übersehbar, wie auch die der überschwemmten Felder im Herbst in Norden Deutschlands. Wenn in dieser Situation der Landwirtschaftsminister bei der Chinareise mit dem Bundeskanzler dort über den Handel mit Obst und Fleisch verhandelt, ist es ein Zeichen, dass der Weltmarkt wichtiger ist, als die regionale Versorgung, obwohl er durch Kriege, Krisen, Proteste und Streiks stottert. Wir fragen darum:
Haben die Traktorenproteste nichts bewirkt?
Eigentlich haben sie gezeigt, dass das geförderte Ziel der Wettbewerbsfähigkeit nicht zufrieden macht. Der Auslöser der Proteste, die Abschaffung der Agrardiesel-Steuervergütung, hat allerdings davon abgelenkt. Und Subventionen und Regulierungen passen ja auch nicht zur Theorie vom freien Markt. Es ist deshalb heuchlerisch, wenn Politiker auf die Proteste mit Klagen über den Strukturwandel reagieren und wenn Medien Wachstumsbetriebe als Perspektive herausstellen ebenso. Wir haben deshalb mit einem offenen Brief versucht, die politisch Verantwortlichen auf die wirklichen Ursachen der Unzufriedenheit aufmerk-sam zu machen und dass unser Ernährungssystem neu gedacht werden sollte. Wenige haben geantwortet.
Bürokratieabbau – eine Sinnfrage!
Seit den Protesten ist Bürokratieabbau das politische Modewort, aber vor allem um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Modebegriffe lenken ab von der notwenigen Frage ab, welche Bürokratie lästig ist und welche Sinn macht. Stattdessen werden ökonomische Interessen gegen ökologische und soziale Herausforderungen wieder ausgespielt. In der GAP der EU sehen Einige das Bürokratiemonster und lenken damit vom Regelungswahn von Bund und Ländern mit seiner Bürokratie ab. Wir fordern deshalb auf, bei der aktuellen Antragstellung zu überlegen, welche Maßnahmen und Anforderungen als sinnvoll verstanden werden und welche nicht. Und sie der Politik auch zu nennen.
Unser Fazit: Wer von der Politik fordert, erntet Bürokratie.
Proteste richten sich in der Regel an die Politik und fordern von ihr Lösungen. Zu Ende gedacht, führen diese Forderungen zu Regelungen und Subventionen und fast immer zu neuer Bürokratie. Deshalb sollten wir darüber nachdenken, wie Elisabeth Loibl uns am 5. Januar aufgefordert hat, unser Wirtschaften mehr an das Eigene zu binden, wie es schon das Ziel der ursprünglichen Schwarzwaldhöfe und auch der Ökopioniere war. Ebenso hat uns beim Aschermittwochsgespräch Prof. Onno Poppinga auf die Orientierung unseres Selbstbewusstseins aufmerksam gemacht. Als Anlage ein Bericht darüber aus Kultur und Politik. Bemerkenswert ist noch, dass inzwischen, wie wir schon lange, sogar Mainstreammedien den wachstums-abhängigen Wohlstand hinterfragen. Wir empfehlen diese ZDF-Sendung in der Mediathek: https://www.zdf.de/verbraucher/wiso/wohlstand-ohne-wachstum—geht-das-100.html
Unser Lesetipp: Unsere Landwirtschaft besser verstehen von Hermann Onko Aeikens. Der ehemalige Staatssekretär bietet eine umfangreiche Argumentationshilfe gegen ideologische Vereinfachungen.