Die Lehrmeinung sagt, Milchkühe müssen mit Kraftfutter ausgefüttert werden. Am Versuchsgut Frankenhausen der Universität Kassel haben interne betriebsorgani-satorische Überlegungen diese Lehrmeinung in Frage gestellt, wie Prof. Onno Poppinga bei einem geneinsamen Treffen mit der AbL am 21. Januar 2017 in Neukirch erklärte. Um am Ackerstandort mit Lößböden ökologisch zu wirtschaften, war Klee- und Luzernegras in der Fruchtfolge notwendig und zu deren Verwertung Rindvieh. Weil Ökogetreide aber nachgefragt ist und Kraftfutter aus ökologischer Erzeugung teuer ist, entschlossen sich die Verantwortlichen, zu denen Poppinga gehört, deutsche Schwarz-bunte Milchkühe ohne Kraftfutter zu halten. Eine ähnliche Entwicklung auf dem Breitwiesenhof im Südosten des Schwarzwaldes war die Herausforderung, diese ungewöhnliche Form der Milchviehhaltung wissenschaftlich zu untersuchen.
54 Höfe in Deutschland konnten untersucht werden. Ihr Gewinn je ha lag in 2 Jahren sogar etwas über dem Durchschnitt der vergleichbaren Testbetriebe für den Agrarbericht, obwohl die Milchleistung pro Kuh 2000 l niedriger war. Der Beweis, wie Kraftfutter als Kostenfaktor am Einkommen mit zehrt. Auf Kraftfutter verzichten, stellte sich nicht nur wirtschaftlich tragfähig dar, sondern wurde bei den Befragungen als Entspannung für Mensch und Tier wahrgenommen. Denn, wenn man die Fütterung ändert, ändert sich die Herde, fasste es Poppinga zusammen. Es sei keine Frage der Rasse, sondern des Kuhtipp. Dazu treten eine stressfreie Fütterungssituation im Stall wie auf der Weide, die Kälberaufzucht zu Fressern und die Bullenwahl in den Vordergrund, um sich vom kraftfutterorientierten Hochleistungssystem zu entkoppeln. Einem Systemwechsel mit politischer Dimension, weil Grünland neben Klee- und Luzernegras nicht weiter vom Kraftfutter verdrängt werden, wie Haiger schon vor 20 berechnet und in der Grafik dargestellt wird: