sind Bäuerinnen und Bauern aus der ganzen Welt. Das bestätigt der jetzt ins Deutsche übersetze Film* über den Workshop zur Agrarforschung für Ernährungssouve-ränität im Herbst 2013 in St.Trudpert im Schwarzwald. Dr. Michel Pimpert vom Institut für Agrarökologie, Wasser und Resilienz an Coventry Universität hat dazu Bäuerinnen, Hirten und Indigene aus Indien, Iran, Westafrika, Südamerika mit uns zusammengeführt. Bemerkenswert, dass der Organisator aus dem Land kommt, wo vor 250 Jahren die Industrialisierung und in ihrer Folge die „Grünen Revolution“ begann. Michel Pimperts Plan war es, die Bauern und Bäuerinnen aus dem Süden mit den Folgen der Industrialisierung der Landwirtschaft bei uns bekannt zu machen und umgekehrt uns auf die Bodenhaftung und Naturverbundenheit im Süden aufmerksam zu machen. Im Zentrum steht dabei die Agrarforschung, denn sie agiert weltweit (noch) im Sinne der „Grünen Revolution“.
Pimperts Plan ist aufgegangen wie der Film zusammenfasst. Bei allen kulturellen Unterschieden zwischen den Teilnehmer und ihrem Entwicklungsstand herrscht Einigkeit darüber, dass die von der „Grünen Revolution“ hervorgebrachte Landwirtschaft nicht nachhaltig ist. Nicht nur, weil sie Böden und Bauernfamilien mit ihrer reproduktiven Kraft zerstört, sondern auch, weil sie abhängig von Öl und Subventionen macht, also nicht souverän ist. Ziel des Treffens war die weltweite Vernetzung von souveränen Bäuerinnen, Bauern und ForscherInnen, um voneinander zu lernen. Die Zeit dafür ist reif, bestätigten die TeilnehmerInnen aus Südeuropa und auch Schottland, die in den Krisen des Kapitalismus, das zu ihm gehörende Bauernsterben bereits umgekehrt haben.
Was es voneinander zu lernen gibt, zeigen einige Beispiele aus diesem Austausch in St. Trudpert:
- Saatgut wie Tierzucht sind hierzulande vom und für den Markt auf wenige Arten und Sorten standardisiert und staatlich zertifiziert. Für die Bäuerinnen aus den südamerika-nischen Anden ist das unvorstellbar. Ihr Stolz gilt der eigenen Vielfalt mit ihrer Anpassungsfähigkeit. Erinnert das nicht an unsere Probleme mit standardisierten Sorten und Rassen im Schwarzwald?
- Die Inder gehen noch weiter. Um der Werbemacht der globalen Saatgut- und Chemiekonzerne zu begegnen, bauen sie regionale Fernsehsender auf um das regionale Wissen zu verbreiten. Und sie gehen weg vom von Konzernen beherrschten Reisanbau und wechseln im Austausch mit Afrikanern zur weniger anspruchsvolle Hirse als Grundnahrungsmittel.
- Bemerkenswert sind die Aktivitäten der Iraner. Dass es dort am Rand des Fruchtbaren Halbmonds, wo einst die große Transformation zum Ackerbau begann, noch Hirten und Nomaden gibt, erstaunt. Dass die Straßen der Zivilisation sie jetzt von ihren traditionellen Weidegründen trennen, ist eine Tragik der neoliberalen Globalisierung. Wie sie mit ihren ForscherInnen um die Erhaltung ihrer lokal angepassten Getreidesorten kämpfen, zeigt nicht nur die Ignoranz der grünen Revolution, sondern auch ihren Mut zur Ernährungssouveränität.
- Mit ganz neuen demokratischen Methoden überzeugten die Westafrikaner aus Mali und Benin. Dort beraten Experten nicht die Politik, sondern sie werden von Bürgerjuris befragt, die aus Bauern und Bürgen zusammengesetzt sind, die dann wiederum mit der Politik die Umsetzung beraten. Auch die Zertifizierung der agrarökologischen Erzeugung erfolgt durch das basisdemokratische partizipative Garantiesystem (PGS) von Bauern und Konsumenten selbst.
So verschieden die Strategien, so gemeinsam das Ziel der Selbst-bestimmung darüber, was sie anbauen und essen. Wenn auch diese Ernährungssouveränität noch im Widerspruch zur Weltmarktlogik der modernen Agrarforschung- und Politik steht, beim Treffen in St.Trudpert und beim Besuch auf unseren Höfen haben wir erlebt, dass der Wandel in Gang ist. Dabei geht es weniger um neue Geschäftsideen, sondern um einen weniger abhängigen Lebensstil. Um die Anerkennung der bäuerlichen Erfahrungen statt ihrer Romantisierung für Werbezwecke. Um einen demokratischen Dialog mit Bäuerinnen und Bauern, um den Weg in eine wirklich nachhaltige Moderne zu finden.
* Der Film (65 Minuten) kann bei der Kontaktadresse spittelhof@t-online.de ausgeliehen werden.