Mit Milchleistungsrekorden wird in diesen Wochen von Rinderzüchterversammlungen berichtet. Dabei betonen Politiker gern ihre Sorge um die Offenhaltung der Landschaft wegen den rückläufigen Tierzahlen. Warum es zu dieser paradoxen Entwicklung gekommen ist, hat der 87-jährige Tierzucht-professor Dr. Alfred Haiger am 20. Februar 2025 in einem Onlinevortrag der IG Gesunder Boden zum x-ten Mal erklärt. Mit klaren Fakten zeigt Haiger wie kurzfristiges Leistungsdenken die grasfressende Kuh zur körnerfressenden Sau gemacht und Grasland überflüssig gemacht hat. Unter Ernährungs-sicherheit versteht Haiger aber, das jedes souveräne Land seine Grundnahrungsmittel auf Basis der natürlichen Bodenfruchtbarkeit und artgerechten Tierhaltung selbst erzeugen und gleichzeitig die gewachsene Kulturlandschaft pflegt. Seine Kernargumente sollten wir uns zum Leitfaden machen:
- Die Ackerfläche je Einwohner schrumpft, 2/3 der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind aber nicht ackerwürdiges Grasland. Das Naturwunder Wiederkäuer macht Grasland zur unserer Ernährung nutzbar, und das Ökosystem von Gras und Kuh mit seinem intensiven Bodenleben ist der beste Arten-, Boden- und Klimaschutz.
- Futter vom Grasland braucht den geringsten Fremdenergieaufwand. Die effizienteste Nutzungsform ist die Weide. In Energiemangelzeiten sind grasfressende Nutztiere keine Nahrungskonkurrenten.
- Eiweiß wird am effektivsten mit Milch vom Grasland erzeugt. Dabei ist die Milcherzeugung doppelt so effektiv als Rindermast mit Gras. Wobei Mutterkühe auch karge Landschaften nutzen und pflegen.
- Die Zucht auf Hochleistung mit Kraftfutter verdrängt Grundfutter vom Grünland! Denn steigende Milchleistungen erfordern immer mehr Kraftfutter, das die Grundfutteraufnahme hemmt. Deshalb sinkt mit steigender Leistung der Energiebedarf pro kg Milch immer weniger, aber es wird weniger Grünland genutzt. Siehe Titelbild.
- Extremzucht auf Milch- oder Fleischleistung vermeiden. Die einseitige Zucht auf Milch führt zu männlichen Nachkommen, die für die Mast schlecht geeignet sind und einseitige Fleischrinder führen zu Schwergeburten.
- Selektion nach Naturgesetzen statt mit Zuchtwerten aus den ersten Laktationen. Die Zuchtwahl nach Einsatzleistungen, nach höheren fett- und Eiweißgehalten sowie nach Zunahmen von Jungbullen führt zu frühreiferen Tieren. Je frühreifer Tiere sind, umso weniger alt werden sie.
7. Die Naturgemäße Zuchtstrategie als Alternative zur Indexelektion, denn die Bullenwahl nach Zuchtwerten, die von Einsatzleistungen bestimmt sind, wirkt negativ auf die Graslandverwertung :
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- Auswahl aus Kuhfamilien mit hohen Lebensleistungen und Kälberzahlen (mind. Zahl Kälber von M + VM + MM)
- Auswahl nach ZW-Fitness (ND, Persistenz und Zellzahl)
- Auswahl nach Fett- und Eiweißmenge statt %
- Beim Fleischwert extreme vermeiden
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Haigers Rat zur Umsetzung: Denken -Sprechen – Hören – Verstehen – Tun!