Gedanken zum Erntedank

Das Erntedankfest fällt dieses Jahr zwischen Corona- und Klimakrise, Bundestagswahl und Regierungsbildung. Doch weder in den Berichten um die Unwetter noch im Wahlkampf kam die Ernte vor. Wir essen ja heute buchstäblich Erdöl. Denn unser Ernährungssystem ist von Anbau und Ernte über Transport und Verarbeitung und den Wege zum Supermarkt von fossiler Energie abhängig, deren Abgase das Klima belasten und die Ernten immer mehr gefährden. Vielfach wird heute sogar mehr Energie verbraucht als in der Ernte steckt.

Dieses Verhältnis von geernteter Energie zu dafür verbrauchter Energie ist mit der Motorisierung im letzten Jahrhundert gekippt. Denn bis dahin stammte auch die Energie für die Zugtiere von der Ernte.  Die überfällige politische Debatte um Klimaschutz sucht die Schuld an der Klimaerwärmung bisher in den einzelnen Sektoren und glaubt mit erneuerbarer Energie von Windrädern und Fotovoltaik die Probleme zu lösen. Und der Fortschritt würde die Ernte auf dem Feld irgendwann überflüssig machen durch ganzjähriges Vertical Farming (in Hochhäusern) und Milch und Fleisch aus dem Labor. Dass diese Ernte 4.0 auch Fremdenergie braucht, wird im Fortschrittsrausch übersehen.

Mit der Ernte kommt in der Natur der Herbst und die grünen Blätter fallen, die die Ernte mit Sonnenergie wachsen ließen. Diesen Gedanken haben Teilnehmer*innen eines internationalen Workshops zur Ernährungssouveränität 2013 in St.Ulrich mit dem obigen Bild erweitert. Auf dem Bild sind die Blätter der Industrialisierung der Landwirtschaft gefallen und durch die Werte einer neuen Ernährungskultur der Nähe ersetzt worden. Diese Vision von der Ernte würde viele Fremdenergie einsparen, sondern der Ernte mit ihrer Schönheit wider Sinn und Anerkennung geben. Ging es bei den Bauernprotesten mit Traktoren in den letzten Jahren nicht genau darum? 

Der Landwirtschaft in den Gebirgsregionen, die erst im Mittelalter besiedelt worden sind, ist durch das moderne Ernährungssystem zum Grenzertragsfall geworden. Eine weniger fremdenergieabhängige Ernte würde der Berglandwirtschaft wieder Sinn, den Menschen Idendität und der Landschaft Schönheit geben.

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