Sintflutartige Regenfälle haben in einigen Regionen unvorstellbare Schäden verursacht und riesiges Leid hinterlassen. So ist der sonst ferne Klimawandel über Nacht als Klimakatastrophe vor die Tür gekommen. Die sich gerade im Wahlkampf als Modernisierer übenden Politikerinnen und Politiker sind sprachlos, während die Gesellschaft unaufgefordert hilfsbereit ist. Bevor jedoch politische Hilfen in Gang kommen, begann eine Debatte um Schuld und Zuständigkeiten, so als ob vor angekündigten Unwettern gefährdete Häuser und Einrichtungen einfach weggestellt werden könnten. Wäre es nicht besser aus dieser Katastrophe die Lehre zu ziehen, dass wir Natur einschließlich Klima und Wetter nicht planen und managen können, aber unsere Art zu wirtschaften an die natürlichen Gegebenheiten anpassen können, wie es Bauern früher taten?
Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell
hat wenige Tage vor den Unwettern die Zukunftskommission Landwirtschaft vorgeschlagen. Sie war von der Bundesregierung in Folge der grünen Kreuze und Traktorendemos im vorletzten Jahr einberufen worden. Kaum hatte die Kommission ihren Abschlußbericht vorgestellt, markierten Discounterkonzerne mit eigenem Tierwohlmarketing, wer in unserem Ernährungssystem bestimmt. Nachdenklich ist, dass dieses Vorpreschen nur von der Bundesministerin für Landwirtschaft und Ernährung kritisiert wurde, während Teilnehmer der Zukunftskommission sich sogar bestätigt zeigten. Erst allmählich tauchen auch kritische Stimmen von den Urhebern der Demos auf: https://www.bauerwilli.com/der-offene-brief-die-antwort/
Wir meinen, dieser vermeintliche Konsens zwischen den Gruppierungen des Ernährungssystems ist so lange kein Gesellschaftsvertrag, bis in den allen beteiligten Organisationen die sehr unterschiedliche natürlichen Situationen im Land- und Stadtverhältnisse bearbeitet werden.
Wirtschaften neu denken
Wirtschaft oder Ökonomie ist in den Diskussionen um Nachhaltigkeit eine heilige Kuh. Obwohl es die auf Wachstum angewiesene Wirtschaftsordnung ist, die unsere Ökosysteme samt Klima überfordert und die Menschen spaltet. Deshalb werden von mehr ökonomische Vordenkerinnen und Vordenker kritische Stimmen laut wie von Kate Rawolt in ihrer Donut-Ökonomie: „Die heutige Wirtschaftsordnung ist von Grund auf spaltend und degenerativ. Die von morgen muss von vornherein distributiv und regenerativ angelegt sein“ und sie machen Vorschläge, wie diese degenerative Wirtschaftsordnung (distributiv = verteilend an Umgebung) so weiterentwickelt werden kann, dass sie weniger verbraucht und weniger Abfälle erzeugt. Weshalb die Weltgemeinschaft eine nachhaltige Entwicklung schon 1992 in Rio vereinbart hat, um Wirtschaften mit Ökosystemen und Gesellschaft in Balance zu bringen. Aus der Einsicht, dass Schwarzwaldbauern im jetzigen Wirtschaftssystem Verlierer zu bleiben, zeigen wir seit über 20 Jahren vor allem bei unseren Aschermittwochsgesprächen mit verschiedensten Gesprächspartnern Möglichkeiten zum ökosozialen Wirtschaften auf. Einen Rückblick gibt’s unter: Aschermittwochsgespräch – Forumproschwarzwaldbauern
Nutztierhaltung neu denken
Weniger Fleisch und Tierwohl sind zentrale Thesen unserer Zeit und nicht nur in der o.g. Zukunftskommission. Doch sie blenden die eigentliche Rolle der Nutztierhaltung aus, nämlich von Menschen nicht essbare Pflanzen sowie Abfälle zu Lebensmitteln zu veredeln. Diese Rolle hat die Wohlstandsökonomie auf den Kopf gestellt, indem sie Nutztiere zu Nahrungskonkurrenten der Menschen gemacht und das Grasland entwertet hat sowie Biodiversität und Umwelt bedrängt. Unsere aktuellen Gedanken zu dieser Entwicklung und wie wir sie ändern können: https://forumproschwarzwaldbauern.de/umwelt-futter-und-leistung-selbst-denken/
Unsere Infotour planen wir zu einem Praxisbeispiel der erwähnten Studie aus den Alpenländern.
Unser aktueller Lesetipp: Klima – Eine neue Perspektive von Charles Eisenstein. Ein Buch das den auf CO2 verengten Blick aufs Klima um seine Zusammenhänge mit Wasser, Böden und der Landnutzung erweitert.