Wie kommen Berge und Grünland aus der Sinnkrise?

Das Int. Jahr der Berge 2002 stand unter dem Motto „Berge machen Sinn“. In unseren Schwarzwälder Thesen haben wir damals festgestellt, dass der Widerspruch zwischen dem Zwang zur Rationali-sierung infolge sinkender Lebensmittelpreise und der Rolle als Landschaftspfleger Bergbauern und -bäuerinnen in eine Sinnkrise geführt habe. Kurz vor dem Int. Tag der Berge 2024 berichteten die Medien über das vereinbarte Mercusor-Abkommen mit der Hoffnung für die Autoindustrie und günstigere Steaks. Untermauert mit Bildern von Gouchos mit riesigen Rinderherden in der Pampa, aber werden die günstigeren Steaks von der Pampa kommen. Denn die fruchtbaren Schwarzerde-böden der Pampa werden immer mehr zum Anbau von Getreide und Soja genutzt, wobei die Rinderherden in der Pampa wie im Schwarzwald im Freihandels als Kulisse dienen.

Was Freihandel für die Landwirtschaft bedeutet, hat bereits vor 36 Jahren der erste Agrarkommissar der EWG Sicco Mansholt bei seinem Besuch im Schwarzwald klar gesagt: „Hier wird es 2000 keine Landwirtschaft mehr geben, weil sie im gemeinsamen Markt nicht wettbewerbsfähig ist“. Sein Szenario ist (noch) nicht eingetreten, weil er nur die Produktion für den Markt sah und die bäuerliche Lebensart mit Selbstversorgung und Einkommenskombinationen übersehen hat. Doch nicht Mansholts Szenario führte zur ersten Sinnkrise der Schwarzwaldbauern, sondern die von ihm ausgelöste politische Debatte, die ihre Rolle auf Offenhaltung und Pflege der Landschaft reduzierte.

Die Sinnkrise bekam eine neue Dimension in den 1990ern, als die EG zusammen mit der Osterweiter-ung die Agrarmarktordnung abgebaut und Prämien für Kulturpflanzen und Tiere, sowie Flächen-stilllegung und Extensivierung eingeführt hat. Zwar waren Milch und Zucker zunächst ausgenommen, aber der Sinn der Landwirtschaft wechselte von Erträgen zu Prämien, die über Gewinn und Verlust entscheiden. In dieser Sinnkrise wurden kritische Stimmen, die bäuerliche Landwirtschaft nicht dem Weltmarkt zu opfern, sondern ihre Multifunktion zu erkennen, von Bauern wie Politik überhört.

Eine neue Debatte um den Sinn brachte BSE und eine vermeintliche Agrarwende in D durch die rotgrüne Regierung. Ihr neues Motto hieß Verbraucherschutz und die Landwirtschaft von der Ladentheke her zu denken! Der Ökologische Landbau wurde zwar zum Ideal erklärt, in Wirklichkeit aber fühlten sich die Marktmächte des LEH aufgefordert Öko zu ihrem Geschäft zu machen. Siegel und Kontrollen wurden zum Zweck ohne Sinn.

In der jüngsten Zeit hofft die Politik auf einen New Green Deal. Mit ökologischen Standards sollen die Herausforderungen der Klimaerwärmung und der wirtschaftlichen Rezession überwunden werden. Dieser Glaube verdrängt die eigentliche Zukunftsfrage, nach einem ausgeglichen oder gar positiven (regenerativen) Verhältnis von Energie-Aufwand und -Ertrag. Auf diese Herausforderung geben auch politische Forderungen nach x-Prozent Ökolandbau keine Antwort, weil er überwiegend in Grünland- und Bergregionen praktiziert wird, nicht aber in den landwirtschaftlichen Gunstlagen. Längst verstärken ihre Zertifizierung und Kontrollen die Sinnkrise in den Bergen.

Damit die Landwirtschaft in den Bergen nicht weiter von Sinnkrise zu Sinnkrise getrieben wird, muss der Sinn der Landwirtschaft ganzheitlich und regenerativ neu gedacht werden, indem
• Milch und Fleisch auf dem Grünland erzeugt wird
• mit standortangepassten Raufutterverwertern und entsprechender Genetik
• und standortgerechter Koppelung von Pflanzen- und Tierproduktion.
 die schlussendlich die Bodenfruchtbarkeit steigert
 den Ackerbauregionen neue Optionen bietet
 und das Klima entlastet.

Dazu erinnern wir an unseren Int. Tag der Berge 2022 mit Dr. Leiber

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