Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen,
wieder geht ein Jahr zu Ende. Nur die übliche Weihnachtsstimmung kommt wieder nicht so recht auf, weil die ständige mediale Berieselung mit Coronastatistiken Angst schürt und das politische hin und her um Maßnahmen verwirrt. So wird verdrängt, was uns die Coronakrise lehren möchte, dass nämlich Natur und Leben nicht mit Technik zu beherrschen sind. Lässt doch das Virus das globale Wirtschaftssystem längst stottern, was nicht nur Autobauer, sondern auch Schweinehalter spüren. Aber Politik und Medien verbreiten den Glauben, mit Fortschritt (wie der Digitalisierung) alle Krisen hinter uns zu lassen. Dabei hat sich im Lockdawn im letzten Jahr klar gezeigt, dass der digitale Fortschritt beim Lernen wie bei der Meinungsbildung den direkten Kontakt nicht ersetzen kann.
Die Weihnachtsgeschichte weiter denken
Sie spielt nämlich im Stall, weil in der Herberge sonst kein Platz mehr war. Gibt es dazu heute nicht Parallelen? Ställe sollen jetzt zwar umgebaut werden, aber keine der dazu berufenen Kom-missionen hat ein Konzept und weiß wie es finanziert werden kann. Andere wollen die Tierhaltung halbieren. Und die Fortschrittsgläubigsten träumen von billigem Fleisch und Milch aus dem Labor. Diese Denkmodelle von Fortschritt versprechen Platz in der Herberge Erde schaffen wollen. Doch Berg- und Weidegebiete haben keinen Platz in der globalen Wirtschaftsherberge. Wir haben diese Entwicklung schon lange erkannt und sehen mit Sorge, wie Erzeugnisse von Bergweiden am Markt immer schwerer einen Platz finden und wie ihre Vielfalt ihren Platz in der Agrarförderung verliert, obwohl die Agrarpolitik doch ökologischer werden will.
Die landwirtschaftlichen Irrtümer
hinter dieser Entwicklung hat der amerikanische Schriftsteller und Farmer Wendell Berry schon vor 35 Jahren klar erkannt und beschrieben. Wir teilen diese sechs Irrtümer:
1. Die Landwirtschaft lässt sich als Industrie begreifen und betreiben.
2. Eine solide Landwirtschaft lässt sich auf einen Exportmarkt stützen
3. Der freie Markt kann die Landwirtschaft schützen.
4. Produktivität ist ein ausreichender Maßstab der Produktion.
5. Es gibt zu viele Farmer.
6. Handarbeit ist schlecht.
Dazu passt der Aufruf der Nobelpreisträger vom 14.12.2021 auf: Wider das Wettrüsten – zugunsten Pandemien, Klima und Armut:
Unser Planet ist klein, wir Menschen sind verletzlich, und wir stehen vor ernsthaften Risiken. Alles, was die Menschheit in Jahrhunderten erreicht hat, schaffte sie nur, wenn sie kooperierte. Italiens Städte sind von Mauern umgeben, weil sie sich jahrhundertelang bekriegt haben. Seit sie nicht mehr eine gegen die andere unter Waffen stehen, ist das Leben im Land besser geworden. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Menschheit weltweit das Gleiche tut. Carlo Rovelli
Unser aktueller Lesetipp dazu: Wie wollen wir leben? – Wege aus dem Wachstumswahn
Tim Jackson, der Verfasser der Studie Wohlstand ohne Wachstum, hat darin Geschichten von Denkerinnen und Denkern zusammengefasst, die den kapitalistischen Wachstumswahn in eine lebenswerte Zukunft transferieren wollten und wollen. Eine unterhaltsame Lektüre zur Besinnung.