Weihnachten war noch nie so in den politischen Schlagzeilen wie in der Coronapandemie in diesem Jahr. Zwischen Angst um Gesundheit und um die Wirtschaft. Die verbreitete Über-zeugung, mit neuen Mitteln die Pandemie zu überwinden, verdrängt die Angst vor Verän-derungen durch Klimaerwärmung, Verlust an Vielfalt und wachsender Ungleichheit. Mitten in diesem Spannungsfeld liegt die Landwirtschaft, in der immer mehr Bauern aufgeben, aber ihre Industrialisierung beklagt wird. Sollten wir den inzwischen mutierenden Virus nicht als Zeichen des Himmels verstehen für die Grenzen des globalen Wachstumsglauben? Die stille Weihnacht in diesem Jahr bietet Zeit zum Nachdenken darüber im Sinne des Festes der Besinnung.
Wo ist der Sinn der kriegerischen Sprache?
Oft wird die Herausforderung der Coronapandemie mit der nach dem zweiten Weltkrieg ver-glichen. Dieser Vergleich offenbart die Vergessenheit unseres Wohlstandes, in dem die krieger-ische Sprache weiter verwendet wird, um zu bekämpfen, was dem wirtschaftlichen Gewinn im Weg steht. So ist die Landwirtschaft in eine Situation geraten, wo einerseits immer intensiver produziert wird um wettbewerbsfähig zu bleiben und die weniger günstigen Lagen Landschafts-pflegefall werden. Wegen dieser Sinnkrise haben wir uns vor 20 Jahren gegründet. Inzwischen haben wir erkannt, dass die Ursachen in unserem Wirtschaftssystem liegen, das blind ist für standörtliche und kulturelle Unterschiede und Leistungen.
Arbeit und Freizeit neu denken
Die Maßnahmen wegen Corona haben die Teilung von Arbeit und Freizeit völlig durcheinander gewirbelt. Freizeitangebote sind stillgelegt und die Angst um Arbeitsplätze geht um. Eigentlich eine Folge, dass unser Wachstumsglaube alle Lebensbereiche zum Geschäft macht. Um dieses System mit seinen polarisierenden Widersprüchen zu verstehen unser Lesetipp: „Unsere Welt neu denken – Eine Einladung“. Ein Bestseller, in dem die Ökonomin und Nachhaltigkeitsforscherin Maja Göpel erklärt, was sonst verklärt wird. Statt Rezepten klärt sie auf und lädt zum eigenen Denken und Handeln ein.
Landwirtschaft neu denken heißt richtig Rechnen
Agrarpolitik und Bauern stecken in der Sackgasse dieses Wirtschaftssystems, geraten aber immer mehr in Kritik, weil Landwirtschaft direkt in der Umwelt stattfindet. Maja Göpel nennt in ihrem Buch die Regionalwert AG als neues Organisationsmodell. Wir haben dieses Modell bei unserer Infotour schon vor 5 Jahren besucht. Der Gründer Christian Hiß verfolgt damit eine neue Beziehung von Stadt und Land. Beim letzten Aschermittwochsgespräch hat er uns erklärt, dass Richtig Rechnen die Voraussetzung dafür ist. Dazu hat er eine Nachhaltigkeitsanalyse entwickelt. Jetzt hat der Autor Ralf Lilienthal die Gedanken und Erfahrungen von Christian Hiß als schöne Erzählung zusammengefasst, die wir als Impuls für eine zukunftsfähige Entwicklung empfehlen: „Landwirtschaft wertschätzen – Die Regionalwert AG als Modell für die ökologisch soziale Wende“