Über Jahrhunderte hat die Landbewirtschaftung Kulturlandschaften mit großer Vielfalt hervorgebracht. In der Neuzeit schwelen jedoch immer mehr Konflikte zwischen Landwirtschaft und Naturschutz, weil die Vielfalt schwindet. Wie natürliche Vielfalt und Nahrungsmittelerzeugung in Zukunft wieder zusammenspielen können, war die Frage beim Adelshaus-Gespräch am 26. März in Freiburg. Der Vorstand der Regionalwert-AG Christian Hiß hatte dazu Prof. Dr. Diana Pretzell, Naturschutzdirektorin von WWF Deutschland, Dr. Jürgen Beckmann von den Agronauten und Siegfried Jäckle vom Forum Pro Schwarzwaldbauern eingeladen. Einen Impuls aus der Problematik gibt die Biografie von Diana Pretzell. Denn sie war von 2003 – 2012 Leiterin des Plenum-Projekt Kaiserstuhl. Einem von 5 Projekten des Landes zur Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt, die das Forum Pro Schwarzwaldbauern schon Ende der 1990er Jahre am Bodensee und im Allgäu besucht und als Lösungsansatz für den Schwarz-wald verfolgt hatte. Wie der Name Plenum sagt, sollten diese Projekte die Akteure in Natur und Umwelt integrieren. Doch der Politik war dieser zeit- und kraftaufwändige Ansatz wohl zu langsam, weshalb sie ihn zugunsten klassischer Naturschutzinstru-mente wie Schutzgebiete und Naturparke nicht weiter verfolgte. Bemerkenswert ist aber auch, dass in der Projektphase am Kaiserstuhl politisch unabhängig die Regionalwert-AG als neues Bindeglied zwischen Stadt und Land entstanden ist,.
Trotz immer mehr ordungsrechtlichem Naturschutz geht der Artenschwund weiter, parallel zum Strukturwandel zu immer größeren Einheiten in der Landwirtschaft. Womit der Konflikt programmiert ist. Weder die wachsende Anzahl biologisch wirtschaftender Betriebe noch die Agrarumwelt- und Landschaftspflegeprogamme konnten diesen Trend ändern. Die Beiträge des Gesprächs offenbarten, dass die Ursachen komplexer sind. So wandert z.B. die Milcherzeugung seit Jahrzehn-ten schleichend von ihrem natürlichen Grünlandstandorten wie dem Schwarzwald schleichend nach Norden in Ackerbaugebiete mit Mais und billigerem Kraftfutter, wo zugleich die großen Umweltproblem entstanden sind. Andererseits sind Entwicklungen zum erdelosen Gemüsebau in Gang oder zur Fleischerzeugung aus der Retorte, die als besonders ökologisch und tierfreundlich gepriesen werden. Hinter diesen Trends liegen die wirtschaftlichen Sachzwänge im globalen Wettbewerb um die billigste Produktion bzw. den billigsten Standort. Diesen Trend konnte auch Marketing für z.B. Weidemilch oder Biosiegel nicht bremsen. Denn sobald diese Siegel in der Hand der Konzerne sind, beginnt ihre Inflation, während ihre Regeln von kleinen Strukturen in Landwirtschaft wie Verarbeitung schwer zu erfüllen sind.
Dennoch bleibt als Fazit dieses Adelshauser Gespräches festzuhalten, dass es richtig und wichtig ist, die Natur als unsere Lebensgrundlage zu schützen, wir aber noch im falschen, nämlich nicht nachhaltigen Wirtschaftssystem leben. Deshalb gilt es in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung umzusteuern mit folgenden erkannten richtigen Schritten:
- Richtig Rechnen, wie es Christian Hiß und Dr. Jürgen Beckmann vorschlagen. Denn die bisherige Art zu rechnen blendet Leistungen für und Schäden an der Natur aus. Dieses Richtige Rechnen muss in der Ausbildung beginnen.
- Nachhaltige Entwicklung ist ein integrierender Prozess und nicht nur ein kurzfristiges Projekt. In unserer Zeit der Spezialisten eine neue Herausforderung.
- Kleine Strukturen und ertragsschwache Standorte mit ihrer größeren Biodiver-sität an Hand der Schlaggröße statt der Fläche gerecht und unbürokratisch fördern, wie es Prof. Alois Heißenhuber seit Jahren vorschlägt: