Die Berggebiete erodieren, bestätigte der Bauernforscher Jakob Weiss bei unserem Schwarzwaldbauerntreff zum Int. Tag der Berge am 11.Dezember 2017 auf dem Fohrenbühl. Nur der Tourismus fühle sich wohl, solange etwas zu vermarkten ist. Diese Entwicklung nennt er politisch unfruchtbar. Darüber hat er gerade ein Buch geschrieben.
Weil von Schönheit kein Bauer leben kann, ging Jakob Weis der Frage nach, wie wir aus dieser Abwärtsspirale rauskommen, die auch die Suche nach Nischen nicht aufhalten könne. Seine Antwort ist, nicht weiter stille Kumpanen dieser Situation sein, sondern der Macht des Faktischen mit der Kraft der Sprache entgegenhalten. Denn der Glaube an den Markt habe uns sprachlos gemacht und halte uns mit seinen Giftwörtern gefangen.
Schon das Wort Landwirtschaft bezeichnet Jakob Weiss als zu großes Wort, weil es von Wirtschaft und damit Geld und Preisen dominiert werde. Sucht man aber nach dem Kern von Landwirtschaft, komme man auf Land und damit buchstäblich auf den Boden. Der Boden aber ist Natur und die kennt keinen Markt und Preis. Dieser Widerspruch im Wort Landwirtschaft sei der Anfang unzähliger Missverständnisse. Denn in der Natur ist Wachstum zyklisch mit den Jahreszeiten, während in der Wirtschaft die Religion vom linearen (endlosen) Wachstum herrsche. Im Schwarzwald haben diese Widersprüche eine weitere Dimension, denn hinter den politischen Schlagworte Offenhaltung der Landschaft oder Landschaftspflege ist natürliches Wachstum sogar lästig und ein Kostenfaktor.
So ist der Diskurs um die Landwirtschaft darauf reduziert, was sich rentiert. Die Sprache sei aber das Abbild von Vorstellungen, betonte Jakob Weiss. Aktuell reden viele von Tierwohl, aber kaum jemand vom Boden als Kern der Landwirtschaft. Zeichen wie wir uns anpassen und uns an die Giftwörter für eine gute Landwirtschaft gewöhnen. Wettbewerb, Markt, Effizienz, Wachstum, Innovation oder Produzent seien solche Giftwörter. Das Fazit ist, weil diese Giftwörter die Vorstellungen von einer anderen Landwirtschaft blockieren, sollten wir sie meiden und richtige Worte an den Anfang stellen.
Mehr über den Schwarzwaldbauertreff zum Int. Jahr der Berge im Artikel des Schwarzwälder Boten: SchwaBo_13.12.17_Jakob Weiss