Die Würde des Menschen ist unantastbar. An diesen ersten Paragrafen unseres Grundgesetzes wurde zu seinem 75jährigen Jubiläum endlos erinnert. Unser Freund Franz Rohrmoser hat vor Jahren seine Erkenntnisse aus der bäuerlichen Konfliktforschung in der Forderung zusammengefasst: „Die Würde wiederfinden“. Auf diesen Widerspruch zwischen politischer Rhetorik und Wirklichkeit haben eigentlich die Proteste der Landwirte im Winter hingewiesen. Die großen Traktoren als Symbole des wachsen und der Angst vor dem weichen haben jedoch den Protest auf die Förderung des Agrardiesel reduziert. Doch die Würde der Bauern ist zermürbt zwischen Preis- und Qualitätswettbewerb, Abhängigkeit von Subven-tionen mit immer neuen Auflagen und den zunehmenden Wetterkapriolen. Wir haben deshalb mit einem offenen Brief an die Verantwortlichen in EU, Bund und Land zu erklären versucht, dass es nicht nur um sinnvollere Detailregelungen geht, sondern die agrarpolitischen Ziele überdacht werden müssen. Zur Erinnerung: https://forumproschwarzwaldbauern.de/offener-brief-das-spiel-mit-den-bauern-beenden/
Nähe wäre wichtiger als billig!
Im aktuellen Wahlkampf sind alle bemüht Bürger und Bürgerinnen und Bürgerinnen zum Wählen zu animieren. Aber die Wahl fällt schwer, weder für die EU noch in den Kommunen sind in der Wahlwerbung sind echte Perspektiven zu erkennen. Diese Situation hat die Politologin Azmanovas vor 3 Jahren in einem ungewöhnlichen Buch analysiert. Sie erklärt, Proteste (auch bei Wahlen) würden das bestehende System eher stärken, selber auf die Unzufriedenheit reagieren ebne den Weg zum guten Leben. Wir haben ihre Analyse auf unserer Homepage zusammengefasst: https://forumproschwarzwaldbauern.de/warum-wahlen-so-schwer-fallt/
Im beigefügten Spiegelartikel fordern eine Gruppe Wissenschaftler als Agenda gegen Populismus die Globalisierung mit den Verlierern und Klima neu zu denken. Denn solange der Wettbewerb um Standort, Lohn und Preis politische Ziele sind, verdrängt diese Supermarktkultur Bauern wie Bäcker, Metzger, Müller oder Wirte. Die Folgen in unseren Schwarzwaldtälern haben wir kürzlich mit den Agronauten betrachtet: https://forumproschwarzwaldbauern.de/von-der-taloekonomie-zum-pendlerdorf/
Deshalb sollten wir die Wahlkämpfer fragen, ob Nah- statt Fernversorgung mit dem Lebensnotwenigen durch weniger Transporte nicht der bessere Klima-, Umwelt-, und Menschenschutz wäre?
Das bäuerliche Selbstverständnis neu denken!
Dazu hat uns beim Aschermittwochsgespräch Prof. Onno Poppinga aufgefordert, indem er das Selbstverständnis vor Preise und Subventionen gestellt hat. Denn wer bessere Preise will, müsse auch über Mengen nachdenken. Und die die Existenz fast der ganzen Landwirtschaft bestimmenden Direktzahlungen bräuchten eine ehrliche Begründung. Solange das bäuerliche Selbstverständnis jedoch zwischen seiner traditionellen Bindung als Ernährungssicherer und dem Leistungs- und Qualitätswettbewerb wankt, wird übersehen, dass es um mehr geht als produzieren, Biodiversität oder Tierwohl. Es geht um eine Lebensform. Die ist Thema beim Agrikulturfestival in Freiburg am Samstag 20. Juli mit unseren Gesprächspartnern Veronika Bennholt-Thomsen und Kaspanaze Simma.
Unser aktueller Lesetipp: HOMO DESTRUKTOR von Werner Bätzing. Der Alpenforscher erklärt das Verhältnis von Menschen und Umwelt aus der Geschichte und schlägt nach dem Vorbild der Bauern-gesellschaften eine kulturelle Selbstbegrenzung vor.