Mit den Hitzerekorden und Unwettern wandelt sich der Klimawandel zur Klimakrise. Während die Politik den Klimawandel noch bekämpfen will, mehren sich kritische Stimmen, denen die Konzentration auf CO2 zu kurz greift und die Wasser als knapp werdenden Faktor betonen. Denn mit der Klimaerwärmung erwärmen sich auch die Meere, was Wolkenbildung und Niederschläge in Mitteleuropa beeinflusst. Weil technische Lösungen zur CO2-Reduktion wie E-autos, Windrädern und Wärmepumpen am Wetter kurzfristig wenig ändern können, wird die Anpassung an die zunehmenden Hitzeperioden und unregelmäßigere Niederschläge zur Herausforderung der Landwirtschaft. Vor allem auf flachgründigen Böden mit geringem Wasserspeichervermögen wie im Schwarzwald. Erschreckend ist, wie landwirtschaftliche Institutionen immer noch alte Modellen als Entwicklung empfehlen, und deren Folgen durch den wachsenden und klimabelastenden Verbrauchs fossiler Energie ignorieren.
Die obige Darstellung aus den Faustzahlen für Beregnungspraktiker von 1975 zeigt den Wasserbedarf wichtiger Kulturen während der Vegetationszeit. Vor allem, dass Grünland mehr als 1 mm Wasser mehr pro Tag verbraucht als Getreide. Dagegen argumentiert die Agrarpolitik auf Trockenheit regelmäßig mit geringeren Getreideerträgen, aber selten von weniger Futter vom Grünland. Zeichen der Entfremdung von natürlichen Prozessen? Unser Klima ist eigentlich ein sehr komplexes System, in dessen Zentrum die Fotosynthese unserer grünen Pflanzen steht, die mit CO2 aus der Luft und Wasser und Nährstoffen aus dem Boden Biomasse bilden, dabei Sauerstoff für unsere Atmung freisetzen und über die absterbenden Pflanzenwurzeln und -reste Humus als CO2- Waser- und Nährstoffspeicher bilden. Grünland spielt dabei eine positive Rolle. Dieses lebendige System der Erde insgesamt wird auch GAIA genannt.
Wir erleben im Schwarzwald heuer den fünften Dürresommer in sechs Jahren. Regionen mit leichten Böden sind jedes Mal zuerst betroffen, weil sie auf regelmäßige Niederschläge angewiesen sind. Diese Grenzertragsböden sind in den Mittelgebirgen in den letzten Jahrzehnten durch wirtschaftliche Sachzwänge vergrünlandet worden, obwohl ihre Böden für optimalen Graswuchs auch nicht gut genug sind. Als Folge der Klimaerwärmung mit unsicheren Sommerniederschlage beginnen sich hier die Pflanzengemeinschaften unserer Wiesen und Weiden anzupassen. Einerseits wandert das nicht winterfeste, aber narbenbildende Weidelgras in die Höhe und treibt dort aber früher Halme, die auf Weide nicht gefressen werden. Anderseits nehmen Trockenheits- und Magerkeitszeiger zu, wie Spitzwegerich, das gelb blühende Ferkelkraut, Wiesenlabkraut oder auch Rotes Straußgras, während die ertragsbildenden Horstgräser mit jeder Trockenperiode unsicherer werden.
Deshalb ist die eigentliche Zukunftsfrage der Schwarzwaldbauern ist, ob und wie wir die Regeneration der Gräser fördern können oder ob wir uns Kulturen mit weniger Wasserbedarf zuwenden müssen. Um darüber nachzudenken, muss die Opfer- und Täterrolle der Bauern überwunden werden. Denn sie leiden als Opfer schon im Strukturwandel und nun immer häufiger unter Dürren und müssen zugleich als Klimakiller und mit Bildern vermeintlich heiler Landschaft als Ökolalibi herhalten. Täter, um im Strukturwandel zu überleben, aber immer mehr von klimaschädigender fossiler Energie abhängig sind.
Die diskutierten Lösungen wie neue Gentechnik zur Zucht trockenheitsresistenter Sorten oder Wundermittel zum Humusaufbau greifen zu kurz, solange unser degeneratives energieintensives globales Wirtschaftsmodell nicht infrage gestellt wird. Green Deals mit Gesetzen für mehr Regeneration von Natur teilen die Landschaft weiter in Schutzgebiete, die überwiegend in den Bergen liegen und weiter degenerierenden Nutzgebieten. Auch die undifferenzierte Debatte um Tierwohl nagt an den Grünlandregionen. Also wäre es an der Zeit, dass Schwarzwaldbauern eine proaktive Rolle in der Klimaerwärmung annehmen und erkennen und nennen:
- welche Triebkräfte den degenerierenden Strukturwandel und damit die Klimaerwärmung antreiben?
- wer in unserem Ernährungssystem davon profitiert?
- was wir von unserem Kulturerbe und der früheren regenerativen Wirtschaftsweise lernen können?
- wie wir aus dem Konkurrenzkampf des Strukturwandels zum guten Leben für alle finden?
Diese Fragen sollen nicht davon abhalten im Einzelbetrieb fossile Energie einzusparen und Böden zu schonen, die Antworten auf die Fragen machen aber regenerative Maßnahme wirkungsvoller.