In einer zukunftsfähigen Ökonomie müssen die langen globalen Produktionsketten zugunsten der regionalen Versorgungsketten und der Eigenarbeit schrumpfen, hat uns der Postwachstumsökonom Niko Paech beim Aschermittwochsgespräch erklärt. Ist regional aber nicht schon überall in? Fast alle Discounter und Supermärkte werben mit regionalen Produkten und Marken mit Heimat, Land etc.. Und die Konsumenten geben bei Befragungen an, regionale Produkte zu bevorzugen. Trotzdem schwinden aber die regionalen Versorgungstrukturen der Bäcker, Metzger und Wirte genauso schleichend, wie die Bauern, weil sie mit der Konkurrenz der Supermarktketten nicht mithalten können. Ist regional also nur eines der Plastikwörter der Werbung der langen Produktionsketten? Zur Gewissensberuhigung? Wir fragen, reicht das für eine zukunftsfähige Entwicklung, wie sie die Weltgemeinschaft in Rio vor 25 Jahren vereinbart hat? Und für die Zukunft der Landwirtschaft im Schwarzwald? Beim Schwarzwaldbauerntreff am 13. Juli 2017 in Brigach haben wir Antworten auf diese Fragen gesucht.
Wir haben festgestellt, dass das Schwinden der Bauern mit den regionalen Strukturen zur Logik unseres Wirtschaftssystem gehört. Denn nur wenn die Wirtschaft wachse, entstehen Arbeitsplätze und können Sozialsysteme und Umweltschutz (und auch die Agrarpolitik) finanziert werden, wird uns auf allen Kanälen tagtäglich vorgebetet. Was nicht gesagt wird, ist, dass in diesem Glauben Nahrungsmittel und andere Grundbedürfnisse billig bleiben müssen, damit Kaufkraft für die neuen Güter der wachsenden Wirtschaft verbleibt. In Verbindung mit billiger Energie und prekären Arbeitsbedingungen in Logistik und Landwirtschaft hat sich eine globale Fernversorgung entwickelt. Die Folge ist eine Konzentration der Landwirtwirtschaft in den Gunstlagen für die jeweilige Kulturart. Verbunden mit wachsenden Umwelt-problemen mit Nitrat und Artenschwund. Weniger günstige Berglagen werden in dieser Entwicklung zum Pflegefall. Keine agrar- oder umweltpolitische Maßnahme hat diesen Prozess bisher aufgehalten.
Der Wohlstand dieses Wirtschaftsmodells hat Stadt und Land entfremdet. Denn Städte wie auch Dörfer werden aus einem anonymen globalen Markt versorgt. Die Kräfte dieses anonymen Märkte inszenieren in ihrer Werbung aber Herkunft aus idyllischer Landschaft. weil sich die Bevölkerung längst über die Industrialisierung der Landwirtschaft empört. Nach unserer Einsicht greift es aber zu kurz, nur eine Agrar-wende zu fordern. Denn die hoffnungsvollen Ansätze Ende des letzten Jahrhunderts, wie Biolandbau und Direktvermarktung, sind von den Supermärkten vereinnahmt oder ihren Standards unterworfen. Die aktuelle Tierwohldebatte zeigt deutlich, wer das Sagen übernommen hat.
In Verbindung mit Klima- und demografischem Wandel sowie Finanzkrisen zeichnet sich weltweit eine Gegenbewegung ab, mit vielerlei Namen und Aktivitäten. Die amerikanische Vertreterin dieser Postwachstums-Bewegung zu einem wahren Wohlstand, Judith B. Schor, nennt sie Diversifizierung aus dem (Welt-) Markt. Überall in den Metropolen der Welt versuchen junge Leute sich mit Gärtnern oder Foodcoops unabhängig zu versorgen. Eine Entwicklung, die man Wiederentdeckung der bäuerlichen Landwirtschaft nennen könnte. Doch die Landwirtschaft hat sich unter dem Druck der Märkte regional wie einzelbetrieblich so spezialisiert, dass für sie regionale Versorgung mit Lebensmitteln fast eine Utopie ist. Deshalb könnte der Weg zur regionalen Versorgung über die Versuche zur eigenen Versorgung mit Essen und anderen Grund-Bedürfnissen gehen, weil sie als Selbstverwirklichung der Frei-zeit neuen Sinn geben könnte.Und dazu bietet ein Bauernhof mehr Möglichkeiten, als die Stadt. So wie es der Begründer des biologisch-dynamischen Landbaues Rudolf Steiner vor über 90 Jahren schon gefordert hat: „Eine gesunde Landwirtschaft müsste dasjenige, was sie selber braucht, in sich selber eben auch hervorbringen können“. So könnte eine bunte Kultur der Nähe entstehen, in der Arbeitsteilung weniger global, sondern regional neu gedacht wird nach dem Motto: was du gerne tust, das tust du gut!