Die seit eineinhalb Jahren fällige Mitgliederversammlung haben wir am Samstag 16.Oktober nicht im Saal, sondern als Wanderung um den Hirzberg durchgeführt. Dazu konnte die stellvertretende Vorsitzende Erika Obergfell eine treue Schar von Mitgliedern begrüßen. Zwei Gründe hatten uns zu dieser ungewöhnlichen Form bewogen. Einmal weil immer mehr Schwarzwaldbauern an Regeln und Kontrollen verzweifeln und aufgeben, wollen wir die Mitglieder nicht auch noch kontrollieren. Zum anderen um der ideologischen Diskussion um Landwirtschaft und Agrarpolitik wieder Bodenhaftung zum Land und seinen Unterschieden zu geben.
Für den Zeitgeist ist Landschaft Idylle und er träumt von Wildnis und Freizeitpark. Mit gezieltem Blick auf das Mosaik der Schwarzwaldhöfe offenbaren sich jedoch werden die wirtschaftlichen und ökologischen Hintergründe. Die Landschaft wird zum Spiegelbild der Situation der Land- und Forstwirtschaft. In seinem Bericht über die Tätigkeit des Forums 2019 und 2020 erinnerte der stellvertretende Vorsitzende Reimund Kuner an das Motto des Forums: Kulturwandel statt Strukturwandel. Denn mit dem höflich Strukturwandel genannten wachsen und weichen wird eigentlich niemand zufrieden. Weil die Herausforderungen des Marktes und der Klimaerwärmung global sind, handelt das Forum nach dem Leitsatz: global denken – lokal handeln – denk an die deinen – aber handle universell. Zum globalen Denken hat das Forum wieder wissenschaftliche Vordenker gefunden, wie die kritische Tierärztin Anita Idel, die erforscht hat, dass nicht die Kuh der Klimakiller ist, sondern unsere Kultur. Oder den Kaiserstühler Gärtner Christian Hiß, der als Ökonom erkannt hat, dass naturgemäßes und regionales Wirtschaften ein umfassenderes richtiges Rechnen braucht. Das Forum begnügt sich jedoch mit Vorträgen nicht, sondern diskutiert ihre Denkanstöße in Schwarzwaldbauerntreffs und Weidegesprächen weiter, wie sie lokal genutzt werden können. Leider haben die Coronaregeln diesen vertiefenden Diskurs auf Rundmails und auf die Homepage reduziert.
Beim Denken an die Deinen steht im Forum weniger der Einzelbetrieb, sondern das bäuerliche Kulturerbe im Vordergrund. Denn es der Erfolgsfaktor für gemeinsame regionale Entwicklungen, wie bei Infotouren immer wieder zu erfahren war. Der Tiroler Bergbauer Heinz Gstir brachte es beim Int. Tag der Berge 2019 auf den Punkt, dass das Kulturerbe Grundlage für Selbstbestimmung ist. Als Alternative der Fremdbestimmung durch die Marktmächte, die Schwarzwaldhöfe und Weidetiere nur als Kulisse nutzen. Dazu gehört auch ein universelleres Handeln. Martin Ott aus Rheinau in der Schweiz hat dem Forum deshalb seine erste freie Landwirtschaftsschule vorgestellt. Seine Philosophie ist das Gegenteil vom Mainstream des Strukturwandels und heißt Ernten muss aufbauen, sowohl Bodenfruchtbarkeit wie Gemeinschaften. Ähnliche Impulse gaben eine Infotour in den Bregenzerwald und Gespräche mit dem Bauer vom Tegernsee Markus Bogner sowie dem Schweizer Armin Capaul, der für Kühe mit Hörnern als echtes Tierwohl kämpft. Dem umfangreichen Tätigkeitsbericht stimmten die Mitglieder zu und bestätigten Vorstand und Beirat bis zur turnusmäßigen Wahl im nächsten Jahr.
Bei der Wanderung um Feld und Wald gab es rege Gespräche, die zeigen wie wichtig der Austausch im Forum ist. Der Vorsitzende Siegfried Jäckle fasste die Mitgliederwanderung zusammen, mit der Feststellung, wir müssen das bäuerliche Maß wieder finden. Der Blick auf die verschiedenen Höfe von oben, hat gezeigt, dass fast alle auf der Suche nach dem Maß für ihre örtliche und familiäre Situation sind. Doch der Mainstream des grenzenlosen Wachstums, von dem auch die agrarpolitischen Maßnahmen gelenkt sind, kennt das bäuerliche Maß des Genug nicht mehr, mit dem Generationen überlebt hatten. Das Forum denkt mit seinem Netzwerk von Vordenkern deshalb weiter. Damit auch Bauern am Berg wieder Perspektiven haben und die Landwirtschaft überhaupt.