Gesetze sind wie Konfirmantenanzüge, sie passen im Moment, aber bald nicht mehr, hat der Hülsenberger Tierzüchter Henry Martin gesagt. Doch unsere Politik lobt sich mit der Anzahl erlassener Gesetze und wundert sich, dass die Gesellschaft mit ihr nicht zufrieden ist. Diese Situation offenbart, dass das Tempo des Fortschritts, dem die Parteien nachrennen, im Widerspruch steht zur Forderung von Soziologen (der Gesellschaftslehre) nach Entschleunigung. Allenthalben wird die mangelhafte Kommunikation kritisiert. Das ist nicht erst seit der unsäglichen Heizungsdebatte so, sondern in der Agrar- und Ernährungspolitik schon lange. Statt über Ziele zu diskutieren, werden Strategien verkündet, wie Umbau der Tierhaltung oder Techniken zur Gülleausbringung verordnet. So wird der Strukturwandel zur strukturellen Gewalt. Die Bauern fühlen sich ihrer Würde beraubt.
Die Würde wieder finden
Unter diesem Titel hat unser Freund Franz Rohrmoser seine Schlüsselerlebnisse als Konfliktforscher in einer Broschüre zusammengefasst. Er erklärt, wie Bauern vor den Karren der Wirtschaft gespannt werden und da-bei strukturelle Gewalt entsteht. Die Broschüre für 10 € bei unserer Kontaktadresse erhältlich oder kann runtergeladen werden unter: https://bauernkonflikte.wordpress.com/2023/04/10/schlusselerlebnisse-die-mein-leben-pragten-und-veranderten-2/
Klimaneutralität nur Geschäftsmodell?
Während Hitzerekorde und Unwetter auf der ganzen Welt sich in den Nachrichten häufen, wird gleichzeitig mit immer mehr klimaneutralen Produkten und Methoden geworben. Nur dass mit den Versprechen von Klimaneutralität die Folgen der Klimaerwärmung nicht verschwinden, wie wir in diesem Hitzesommer wieder zu spüren bekommen. Ist doch die Klimaerwärmung die Folge unseres Wirtschafts- und Lebenstils, der auf immer mehr Energieverbrauch aufgebaut ist. Der ändert sich mit dem Kauf klimaneutral ausgezeichneter Produkte aber noch nicht. Wie auch in diesem Wirtschaftssystem Schwarzwaldbauern immer weniger mithalten können. Mit ihren leichten und flachgründigen Böden, die wenig Wasser halten können, sind sie doppelt Opfer. Unsere Gedanken dazu auf: https://forumproschwarzwaldbauern.de/category/aktuelles/
Agrarreform entideologisieren!
Die als Systemwechsel angekündigte Agrarreform hat bei der Antragstellung in diesem Jahr viele enttäuscht. Denn trotz der ideologischen Betonung von Klima- Tier- und Umweltschutz ist der Sinn der Ökoregeln schwer erkennbar. Vor allem, weil die Potentiale des Grünlandes und der naturgemäßen Weide darin nicht zu finden sind. Stattdessen wird in der EU ein Renaturierungsgesetz debattiert. Die Erfahrung des bisherigen Natur-schutzes zeigt, dass die schützenswerten Potentiale überwiegend im Grünland liegen. Wir fragen, welchen Sinn es macht, Prozentanteile der Landschaft renaturieren zu wollen, die eigentlich schon regenerativ sind, aber der größere Teil der Fläche weiter degenerativ genutzt und immer mehr versiegelt wird?