Bilder von weidenden Kühen schmücken immer mehr Milch- und andere Packungen. Weidemilch ist eine neue Überlebensstrategie im vollen Markt von immer mehr Molkereien und auch der Agrarpolitik. Trotzdem geben Höfe mit klassischer Weidehaltung auf, warum? Was oberflächlich ökologisch aussieht, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Marketingtrick, den kritische Verbraucherschützer längst kritisieren. Weshalb derartigem Marketing Richtlinien und Kontrollen folgen, die mit der klassischen Weide als naturgemäße Viehhaltung weniger zu tun haben. Gleichzeitig ändern sich aber die Wuchsbedingungen für die Weiden infolge des Klimawandels. Diesem Zweispalt galt unser Weidegespräch am 24. Mai 2017 auf dem Moosenmättle in Wolfach-Kirnbach.
Bei der Begehung einiger Grünlandflächen des Obersteigerhofes zeigte sich, wie fast überall in diesem Frühjahr, der ungewöhnlich spärliche Graswuchs. Die Folge der Herbsttrockenheit 2016, die vielerorts bis heute anhält und der starken Fröste in den letzten Wochen. Damit wird die gewohnte Graszuwachskurve mit dem Futterberg im Frühsommer und dem Sommerloch unsicherer:
Ebenso deuten die Kennarten und ihre Zusammensetzung auf den Wiesen und Weiden Veränderungen an, denn Grünland ist immer das Spiegelbild von Standort und Bewirtschaftung
Wenn sich das Klima als Teil der Standortbedingungen ändert, entsteht die neue Herausforderung, wie die Bewirtschaftung anzupassen, damit das stabil bleibt. Dafür gibt es keine Rezepte, denn diese Situation hat es noch nie gegeben. Der gewohnte Trend zur Einheitsbewirtschaftung steht jedoch in Frage, weil die Standortunterschiede durch den Klimawandel deutlicher werden. Knappster Faktor der Schwarzwaldweiden wird die durchwurzelte Bodenschicht, weil sie auf den flachgründigen Böden auf dem Urgestein der Wasserspeicher ist. Zugleich ist dieser durchwurzelte Wasen aber auch der Wichtige CO2-Speicher des Grünlandes im Kohlenstoffkreislauf. So treffen Wirkung und Ursachen des Klimawandels hier direkt aufeinander.
Zur Anpassung an diese Veränderungen wird das technische und leistungsorientierte Wissen kaum ausreichen. Denn sie haben den Blick auf die Zusammenhänge von Bodenleben, Pflanzenwuchs (Fotosynthese), Futterwert, Weidetier und Mist und Gülle ersetzt. Das Ökosystem Weide verstehen, haben schon alte Weidepäpste gefordert. Dabei könnten wir von den Irländern lernen, denn die haben das naturgemäße System Weide zu ihrer Philosophie gemacht. Einer Philosophie von grüner Landschaft mit Bauern und Produkt unter dem altbekannten Namen Kerrygold:
Also mehr als Weide draufschreiben. Einen bekannten Namen hätte der Schwarzwald auch, aber Marketingdenken ist noch keine Philosophie. Im Forum sehen wir die Aufgabe, zusammenzuführen, was zusammen funktioniert.