Um diese Frage drehte sich unsere Mitgliederversammlung am 27. April 2017 im Engel in Brigach. Schon vor 500 Jahren ist es im Kampf um die Freiheit zu Bauernaufständen gekommen. Heute ist es die Supermarktkultur, die Bauern wie Konsumenten abhängig macht. Denn Wahlfreiheit unter ihren Logos und Zertifizierungen erweist sich immer mehr als Fremdbestimmung oder moderne Leibeigenschaft. Während Städter neue Freiheit auf dem Land suchen, nicht nur in der Freizeit, sondern indem sie anfangen selbst zu gärtnern, geben immer mehr Bauern wegen der Verwirrung Von Auflagen und Förderung auf. Diese widersprüchliche Entwicklung wird in der Politik verdrängt, weil sie in den Krisen der Machtstrukturen des sog. freien Marktes gefangen ist. Weshalb die bäuerlichen Befreiungsversuche des letzten Jahrhunderts, wie ökologischer Landbau und Direktvermarktung von den Supermärkten als Deckmantel vereinnahmt werden. Aus dieser Erkenntnis hat das Forum
Kulturwandel statt Strukturwandel
zu seinem Motto gemacht. Für diesen Kulturwandel gibt es keine Rezepte, aber das Forum ist der Ort, wo Bausteine für eine andere Kultur vorgestellt und diskutiert werden. Für diese andere Kultur ist das Forum längst Teil eines breiten Netzwerkes, in dem sich Gesprächspartner dafür finden. Freundinnen und Freunde aus Praxis und Theorie, für die allesamt eine naturgemäße Agrikultur das Modell für eine nachhaltige Zukunft ist. Sie denken darüber nach und klären auf, wie wir resilienter (widerstandsfähiger) werden, gegen die wachsenden Krisen von Klima, Finanzen und Ungleichheit. Für das Forum die Herausforderung, die Werte der urbäuerliche Lebensweise nicht als Idylle zu verklären, sondern sie zu verstehen und weiter zu entwickeln. Und zwar im Einklang mit Standort und der gewachsenen Kultur ihrer Menschen. Statt sich am Markt nicht gegenseitig nieder zu konkurrieren, bietet das Forum Impulse um das marktradikale Denken des Ich oder Du zu überwinden. Dazu haben sich Freunde des Forums sogar zu Konfliktforschern weitergebildet, die unermüdlich zum gemeinsamen Ich und Du ermuntern.
Das Geld des Dorfes dem Dorf!
Weil unser Wohlstand vom Geld geprägt ist, muss zum Kulturwandel zu einem nachhaltigen Wohlstand auch über die Rolle des Geldes nachgedacht werden. Das tut das Mitglied Christof Stocker aus Lauterbach als Mitgründer der Regionalwährung Gwinner. Lokale Währungen gab es zwar schon einmal aus der Not am Ende des ersten Weltkrieges. Doch diese geldwirtschaftlichen Zusammen-hänge kämen in der Ausbildung nicht mehr vor, beklagte der ausgebildete Kaufmann. Geld habe sich vom einfachen Tauschmittel, anstelle früherer Tauschwerte wie Kühe oder Kamele, über das Zinssystem im modernen Kapitalismus verselbstständigt. So entstehe einerseits Geld ohne Leistung, und anderseits bezahlen wir als Konsumenten alle Zinsen mit. Das Gegenmodell sind die auch Schwundgeld genannten Regionalwährungen nach der Idee von Raiffeisen: das Geld des Dorfes für das Dorf! Denn Regionalwährungen, wie Gwinner, sind nur Gutscheine mit Tauschwert, die ihren Wert verlieren, wenn sie nicht ausgegeben werden. In regionalen Initiativen eine noch wenig bekannte Möglichkeit, um sich gegenüber globalen Wettbewerbern abzusetzen. Oder wie es Norbert Blüm formuliert habe, um den Spekulantentrieb zu kastrieren. Vielleicht ein wichtiger Baustein für den Kulturwandel aus der totalen Abhängigkeit.