Neue Commons in den Bergen

Unsere Infotour am 22. Oktober 2016 hat unsere Vision bestätigt, dass das bäuerliche Überleben neben Suffizienz und Subsistenz neue Commons braucht. In Graubünden haben wir diesen für Berggebiete beinahe unglaublichen Gemein-schaftsgeist gefunden. Organisiert und begleitet hat diese Infotour Jasmine Said Bucher als Geschäftsführerin des Verein Alpinavera. Dieser seit zehn Jahren bestehende Verein unterstützt seine Mitglieder, Bauern und Lebensmittelhandwerker,  in den Ostschweizer Bergkantonen in Fragen des Marketing und der Absatzförderung. Wirkt quasi als Unterhändler zwischen Politik, Verwaltung, Lebensmittelhandwerk, Bauern und Konsumenten. Das klare Ziel ist, die Wertschöpfung für Produkte vom Berg zu steigern und Arbeitsplätze im Berggebiet zu sichern. Mehr: http://www.alpinavera.ch/

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Bei allen besuchten Projekten war derselbe Tenor zu hören, dass es ihnen um eine bessere Lebensqualität auf den Höfen und eine höhere Wertschöpfung ihrer Produkte aus den Bergen geht. Echtheit und Ehrlichkeit sind dafür Vorrausetzung, betonte die Alpinavera-Geschäftsführerin. In der Schweiz wurde deshalb ein klares Reglement geschaffen. Um mit regional nicht den Labelsalat für Konsumenten und auf den Höfen den Kontrolltourismus zu vergrößern, so Jasmine Said Bucher, damit regional wirklich der Entwicklung der Region diene.

Simon Wisler, der Präsident der besuchten Alpkäserei Parpan in der Region Lenzerheide ergänzte, dass Projekte zur regionalen Entwicklung Profis für Handwerk und Finanzierung brauchen. Damit Bauern am Erfolg teilhaben, müssen sie das Sagen behalten. Zum Beweis erwirtschafte so die Alpkäserei Parpan einen Milcherlös von 85 Rappen gegenüber dem Schweizer Durchschnitt von 50 Rappen. Mehr: http://www.alpkaeserei.ch/

Landwirtschaft in Graubünden findet in der Regel auf drei Stufen statt, dem Talbetrieb für den Winter, dem Maiensäß für den Frühling und Herbst und den Hochalpen im Sommer. Dabei sind Maiensäßen und Hochalpen traditionell Allmenden oder Genossenschaften, was wohl die Gründung neuer Gemeinschaften befruchtet. So haben in Churwalden vier Bauern diese Alptradition ins Tal geholt und auch für den Winter einen Gemeinschaftsstall gebaut. Bemerkenswert daran ist, dass der Stall eine  Besuchertribüne hat. Außerdem auch einen Raum für gesellschaftliche Anlässe, in dem die Schwarzwaldbäuerinnen und -bauern ein Käsefondue und die Bündner Nusstorte genießen konnten. Mehr: http://www.gemeinschaftsstall-churwalden.ch/Gemeinschaftsstall_2.html

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In dem Bündner Tal, wo sonst die Größen der Weltwirtschaft tagen, liegt das neue Fleischzentrum Klosters-Davos AG. Weil immer mehr Schlachtstätten die Hygieneauflagen nicht mehr erfüllen und schließen, entstand dieses Projekt regionaler Entwicklung als AG. Einerseits als Dienstleister für Mutterkuhhalter und Direktvermarkter und anderseits um Interessenten an der regionalen Entwicklung auch an der Finanzierung zu beteiligen, aber das Sagen bei den Bauern bleibt. Vom jungen Geschäftsführer Samuel Helbling erfuhren die Schwarzwälder erste Erfahrungen vom Schlachten, Verarbeiten und Veredeln zu regionalen Spezialitäten, wie Salsiz, einer Bündner Rauchwurst und Trockenfleisch. Aus diesem Entwicklungsprozess forderte er die Besucher auf, dass die Verbesserung der Wertschöpfung von Fleisch von Bergweiden beim bäuerlichen Selbstbewusstsein zum Fleisch beginne. Mehr: http://www.fleischzentrum.ch/

Demselben Geist begegneten die Schwarzwälder auch im Laden Bärg Pur in Küblis. Dort haben zwei Bäuerinnen auf die Tradition der ehemaligen genossenschaftlichen Dorfkäserei  aufgebaut und ihren Laden für ihre Bündner Spezialitäten eingerichtet. Mehr: http://berg-pur.ch/

Diese Infotour ins Heidiland, wie die Ostschweiz touristisch wirbt, hat den  Schwarz-waldbäuerinnen und -bauern deutlich zu machen versucht, dass nicht traditionelle Symbole (wie Heidi oder der Bollenhut noch keine regionale Entwicklung bringen, sondern nur das bodenständige Wirtschaften und Leben.

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