Die Bauern müssen wettbewerbsfähig werden lautet das agrarpolitische Credo. Erst für den europäischen Markt und seit 25 Jahren für den Weltmarkt. Dieser Weltmarkt wird verklärt mit der Hoffnung auf endloses Wachstum. In der Landwirtschaft heißt das endloses wachsen und weichen verbunden mit dem Zerfall der lokalen Strukturen. Sowohl beim letzten Schwarzwaldbauerntreff als auch bei einem Workshop mit der österreichischen Bergbauernvereinigung (ÖBV via campesina) waren wir uns einig, dass es unsere Aufgabe ist, Wege aus dieser Wachstumsfalle zugunsten eines guten Lebens am Hof zu erklären. Dabei erweist sich unser Leitspruch global denken – lokal handeln – denk an die deinen – aber handle universal, als Leitfaden.
Global denken
Mit der Globalisierung ist es möglich geworden alles rund um die Welt zu handeln. Waren es zuvor nur Luxusgüter und Rohstoffe, hat der totale Freihandel mit Technik aller Art, Nahrungsmitteln sowie Finanzen die Welt verändert. Dieser freie Welthandel bringt aber nur denen Vorteile, die Geld und damit Macht haben. Damit spaltet er nicht nur die Welt in reich und arm, sondern auch Stadt und Land. Und er hat zu einer Machtkonzentration der Konzerne geführt, die oft mächtiger sind als Staaten. Das neoliberale Denkmodell, wenn Jede/Jeder nach seinem Vorteil strebe dem Gemeinwohl gedient sei, erweist sich als Bumerang in Form endloser Krisen. Nur wer diese Tücken des globalen Freihandels erkennt, wird dem wachsen und weichen entkommen.
lokal handeln
Regional ist zwar Trend in jedem Supermarkt. Aber ist Marketing schon lokales handeln? Nicht umsonst suchen viele Bäuerinnen und Bauern den Ausweg in der Direktvermarktung und wundern sich über den Druck der Mächtigen am Markt, oft nur über Vorschriften und Zertifizierungen. Lokales handeln neu denken ist deshalb die Herausforderung. Dazu zeichnen sich drei Basisbewegungen ab, die wir in den letzten Monaten schon vorgestellt haben:
a) die solodarische Landwirtschaft (CSA) als Gemeinschaft von Konsumenten mit Bauern, um sich durch teilen der Ernte und des Risikos unabhängig zu versorgen.
b) Bürgergesellschaften wie die Regionalwert AG, die Gründungen und Investitionen für regionale Kreisläufe möglich machen.
c) die Permakultur und auch Transition Town als Werkzeugkasten für die Gestaltung des lokalen Handeln.
Denk an die deinen
Im freien Markt kann sich nur behaupten, wer‘s am Billigsten kann. Egal wo er ist. Damit zerfallen nicht nur dörfliche Strukturen, auch die Kaufkraft fließt vom Land und der Region ab. Der Nächste (deine) wird zum Konkurrent, um Marktanteile, Flächen oder Qualitäten. In dieser Illusion sind unzählige politisch inszenierte regionale Entwicklungs-projekte Strohfeuer geblieben. Denk an die Deinen heißt nicht auf Rezepte von oben warten, sondern Bereitschaft zu neuen Partnerschaften für selbstbestimmtes Handeln und gutes Leben statt (kurzfristigem) Profit.
aber handle universal
Industrialisierung und Globalisierung hat zu Arbeitsteilung und Spezialisierung aller Lebensbereiche geführt. In der Landwirtschaft sind ganze Regionen auf bestimmte Betriebszweige spezialisiert. Für lokales handeln und neue Partnerschaften eine Sackgasse. Die Rede von neuen Standbeinen greift aber zu kurz. In der Sackgasse gibt es nur den Weg zurück, sagt man. Denn vor wenigen Jahrzehnten gab es in den meisten Regionen eine Vielfalt von Kulturen und Tieren. Zudem wissen wir, dass universal (vielseitig) Handelnde Krisen leichter überstehen als spezialisierte Produzenten. Gemeint ist nicht zurück zu Omas Landwirtschaft, sondern neue lokale Netzwerke der Vielfalt. Denn zum guten Leben gehört, das tun, was man gerne macht. Zu diesem neuen Lebensstil gehören Suffizienz (wieviel ist genug) und Subsistenz (was ich selber machen kann, muss ich nicht erst verdienen). Damit weist unser Leitspruch zum Kulturwandel statt Strukturwandel.