es ist wieder Frühling. Die höhersteigende Sonne erweckt die Pflanzen zu neuem Wachstum. Neues Wachstum versprechen auch alle Politiker. Nur über die Mittel streiten sie sich, nicht aber um den Zweck. Hat sich doch Wachstum seit Jahrzehnten auf einem Weltmarkt ausgedehnt, den seine neuen Cäsaren nun mit Zollorgien unter sich aufteilen wollen. Das dabei die Urproduktion Landwirtschaft schrumpft, wird ebenso ausgeblendet wird, wie die Folgen für Klima und Umwelt. Deshalb haben wir bei unserem Ascher-mittwochsgespräch den Schweizer Ökonomen Prof. Dr. Mathias Binswanger gefragt: Wohlstand durch Wachstum und Freihandel – aber was bleibt für die (Schwarzwald-) Bauern außer Bürokratie? Seine klaren Aussagen sind zusammengefasst auf: https://forumproschwarzwaldbauern.de/aufklaerung-statt-schlagwoerter/
Drei Fakten von Binswanger sind für uns besonders bemerkenswert:
- Die Landwirtschaft passt nicht in das kapitalistische Wirtschaftssystem, weil wirtschaftliches Wachstum vom natürlichen Wachstum von Pflanzen und Tieren fundamental verschieden ist. Während in der Natur das Wachstum mit Reife endet, funktioniert die kapitalistische Wirtschaft nur, wenn sie nach folgenden Maximen andauernd wächst:
- Gewinn um die Kosten decken und Pleiten und Arbeitslosigkeit zu vermeiden.
- Wettbewerb um das bessere Produkt und die billigere Erzeugung am freien Markt.
- Innovationen neuer Verfahren und Produkte für neues Wachstum.
Weil der Gewinn die erwünschte Multifunktion der Landwirtschaft nicht erfasst, ihre Standort-unterschiede zwischen Berg und Tal sind riesig und die Gesellschaft gesättigt ist, heißt Wachstum für die Landwirtschaft, dass immer weniger Landwirte mehr produzieren!
- Mehr Wohlstand durch weniger Agrar-Freihandel Nach dem Denkmuster des Freihandels müsste die Landwirtschaft in der Schweiz wie auch im Schwarzwald aufgegeben werden. Nur mit Subventionen und Grenzschutz ist sie zu erhalten. Ohne Grenzschutz, wie in der EU seit 1992, müssten die Subventionen massiv verstärkt werden, was mit mehr Bürokratie verbunden ist. Letztendlich ist eine bäuerliche Landwirtschaft aber nur aufrecht zu erhalten mit Fairen Märkten, wo Marktmächte weniger konzentriert sind und weniger Wertschöpfung abschöpfen.
- Kuh und Gras haben Zukunft, ist sich der Ökonom Binswanger mit dem 87jährigen Tierzuchtprofessor Dr. Alfred Haiger einig. Denn Graslandschaften werden erst über die Mägen von Wiederkäuern dem menschlichen Magen zugäng-lich. Solange aber auf höchste Jahresleistungen gezüchtet wird, verdrängt das dafür notwendige Kraftfutter Gras und beansprucht Ackerfläche, die für die menschliche Ernährung direkt genutzt werden könnte. Wie Kühe wieder zu Grasfressern gezüchtet werden, erklärt Haiger unermüdlich. Kürzlich wieder bei einen Onlinevortrag den wir empfehlen anzuhören auf: https://gesunder-boden.de/wissens-beitrag/1741258846760×487335105658880000
Unser Lesetipp: Kühe retten den Planeten ISBN 978-3-98992-075-0. Die amerikanische Journalistin Judith D. Schwartz beschreibt unideologisch wie Pioniere in Afrika und Nordamerika mit angepassten ganzheit-lichen Weidesystemen Wüsten begrünen, Böden sanieren und mit Dürren zurechtkommen.