Hitze als Countdown erkennen

Wir erleben in 5 Jahren den vierten Hitzesommer. Wir wissen auch, dass die Klimaerwärmung eine Folge der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas ist. Diese fossilen Rohstoffe sind seit 250 Jahren die Energie der industriellen Entwicklung. Weil fossile Energien wie auch andere Rohstoffe nicht überall vorkommen, ist aus dem Bedarf ein globaler Handel entstanden, der auch die lokale Lebensmittelversorgung abgelöst hat. Doch der vermeintlich freie Weltmarkt ist kein Jahrmarkt, sondern ein Markt weniger Spekulanten, die längst mächtiger sind als Nationalstatten. Der Hitzesommer 2022 fällt nun mit einer Überhitzung dieses globalen Handels zusammen. Erst ein Virus, dann ein Krieg und von der Hitze ausgetrocknete Flüsse lassen ihn stottern.  

Countdown

So sehr uns diese Krisen überraschen, seit 50 Jahren wird vor ihnen gewarnt. Mitten im Dürresommer 2022 ist das neue Buch vom Klimaforscher Mojib Lativ Countdown gleich ein Bestseller.  Countdown steht für Rückwärtszählen beim Start von Weltraumraketen. Lativ will mit dem Titel darauf hinweisen, dass jede Hitzewelle und jeder Sturm unseren Wohlstand rückwärts zählen. Noch steht aber der Glaube an grenzenlosen Wohlstand entgegen.    

Solare statt fossile Weltwirtschaft

Vor den Krisen der fossilen Globalisierung hat auch uns Dr. Hermann Scheer am Aschermittwoch 2000 schon gewarnt, und den Ausweg von der fossilen in eine solare (unbegrenzte) Weltwirtschaft aufgezeigt. Als Bundestagsabgeordneter war er der  Vater des Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG).  Seine Vorstellungen gingen davon aus, dass die Sonne überall scheint und sie zur Versorgung mit Energie und Nahrung regional genutzt werden muss als Alternative zu den zentralen Großstrukturen der fossilen Ära. Der wortgewaltige Hermann Scheer sah darin die Möglichkeit die Menschheit vor sozialen Verwerfungen und Kriegen um Ressourcen zu bewahren und die Zivilisation gerechter zu machen. Der Landwirtschaft versprach er damit eine Revitalisierung zum zukunftsträchtigen Primärsektor, nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für Biomasse als Alternative für fossile Kunststoffe.

Erneuerbare Energien greifen zu kurz

Sie gelten politische als der Weg zur Bekämpfung der Klimawandels. Wer aber Herrmann Scheer’s  Bücher liest, versteht, dass erneuerbare Energien in die Hand der fossilen Großstrukturen nicht zu einer gerechteren solaren Weltwirtschaft führen. Zwar haben bei unserem Aschermittwochsgespräch  2000 einige von Biogasanlagen geschwärmt u sich bestätigt gefühlt, schon auf der zukunftsfähigen Seite zu sein. Die nach dem EEG sichere  Einspeisevergütung ins überregionale Stromnetz hat aber dazu verführt, nicht nur Gülle, sondern auch Maissilage zu vergären. Was von Artenschützern als Vermaisung der Landschaft beklagt wird, nimmt mit Auslaufen der sicheren Vergütung nach 20 Jahren Biogas seine Attraktivität. Unser Versuch diese Entwicklung mit Hermann Scheer noch zu diskutieren war leider nicht mehr möglich, weil er  Tod ihn vor 12 Jahren aus dem Leben gerissen hat.

Kulturwandel statt Strukturwandel

Durch Vordenker wie Herrmann Scheer motiviert, fordern wir deshalb einen Kulturwandel vom kurzsichtigen Profitdenken. Moijeb Lativ fordert in seinem Bestseller gar eine kulturelle Revolution. Beiden Forderungen gemeinsam ist, dass es nicht genügt, fossile Technik durch Biogasanlagen, Windräder und Elektroautos zu ersetzen. Denn die Großstrukturen des fossilen Systems nutzen sie nur als grüner Deckmantel zum Größer werden, zum Strukturwandel in ihrem Sinne. So lange ein System- oder Kulturwandel nicht gemeinsames politisches Ziel ist, geht es mit allen sog. Innovationen wie dem Biogas. So Haben die Marktmächte ökologischen Landbaues und regionale Direktvermarktung vereinnahmt, um mit öko und regio zu werben. Die Politik offenbart derzeit, wie sehr sie trotz Klimazielen von den fossilen Marktmächten abhängig ist. So ist In diesem Hitzesommer die Landwirtschaft zwar wieder Opfer der Klimaerwärmung, aber die Agrarpolitik mit ihrer Administration treibt sie weiter in den von fossiler Energie abhängigen Strukturwandel und macht sie damit zum Täter. Reden von Tierwohl etc. sind nur Deckmantel. Wann kapieren wir diesen Countdown?  

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