auch das Erntedankfest ist dieses Jahr der Coronakrise zum Opfer gefallen. Damit blieben uns Sonn-tagsreden zur Ernte erspart. Haben doch in unserer Konsumgesellschaft ohnehin Supermärkte die Rolle der Ernte übernommen. Mit ihrer Werbemacht sagen die der Gesellschaft, was sie braucht. Wozu idyllische Bilder von der Ernte dienen, die Ernte selbst aber im globalen Wettbewerb nur Rohstofflieferant ist. Dennoch fällt der so entfremdeten Gesellschaft auf, dass sich die gewohnte Landschaft verändert und fordert von der Politik eine andere Landwirtschaft. Ist die Landwirtschaft und die Landschaft aber nicht die logische Folge unseres Wirtschafts- und Lebensstils?
Die Landschaft ist das Spiegelbild unser Kultur
Diesen Zusammenhang haben wir bei unserer Wanderung zum Erntedank in diesem Jahr in Schonach deutlich wahrgenommen. Wurden vor einem guten halben Jahrhundert auf fast jedem Hof Kühe gemolken und Kartoffeln und Korn geerntet, hört sich diese ehemalige Versorgungswirtschaft heute exotisch an. So trügen auch die Bilder und Reden von der schönen Landschaft, weil sie vertuschen, dass in der Landschaft die Vielfalt schwindet, die ihren Reiz ausmachte. Nur die Bewohner der Landschaft sind vielfältiger, aber die Schaffer am Land stecken im Hamsterrad. Mehr über unser Erntedank-gespräch auf unserer Homepage: https://forumproschwarzwaldbauern.de/ernten-neu-denken/
Die Landschaft ist durch Ernten entstanden
Unsere Landschaft ist eine Kulturlandschaft, die durch Kultivieren um Ernten und damit Überleben zu können, entstanden ist. Heute wird Ernte nur am Verkaufserlös gemessen, um damit alles zu kaufen. Diese Fremdversorgung offenbart in den Krisen unserer Zeit immer mehr Schwächen. Die Schwarzwaldbauern leiden unter den zunehmenden Hitzesommern und Stürmen. Die große Frage ist, wie Landwirt-schaft gegen diese Krisen widerstandsfähiger wird? Martin Ott hat uns beim letzten Erntedankgespräch dazu ans Herz gelegt, Landschaft, Boden, Pflanzen und Tiere wieder aufzubauen! Für unsere Verhält-nisse noch deutlicher sagt es unser alter Freund Prof. Alfred Haiger. Weil Corona seinen im Frühjahr angekündigten Vortrag verhindert, hier ein Link: https://www.youtube.com/watch?v=HPww1D1DY3U
Die Agrarpolitik ist Teil unserer Rahmenbedingungen und wird im Schatten der Coronakrise für die nächsten sechs Jahre diskutiert und fortgeschrieben. Beherrscht von neuen Schlagworten, wie Farm du Fork oder Ökoshemen. Grünland und Berglandwirtschaft sucht man vergebens. Deshalb haben wir für den deutschen Grünlandverband die Probleme aus unserer Sicht in der Anlage zusammengefasst. Außerdem fügen wir die nach 10 Jahren aktualisierten Kernbotschaften des Weltagrarbericht bei, die ganz in unserem Sinne sind.
Unser aktueller Lesetipp: Der Wachstumszwang von Mathias Binswanger, ISBN 978-2-527-50975-1. Darin erklärt der Schweizer Ökonom, warum Wirtschaftswachstum heute überwiegend aus Wachstum der Bürokratie (wie Zertifizierung, Kontrollen etc.) besteht.