Die Coronamaßnahmen hatten unser Leben entschleunigt. Darunter hat die Wirtschaft mehr gelitten als die Gesellschaft. Weshalb in Sorge um Arbeitsplätze die Wirtschaft jetzt mit Konjunkturprogrammen wieder angekurbelt wird. Um die Gesellschaft trotz Abstandsregeln, Masken und Registrierung wieder in Kauflaune zu bringen. Die sozialen Schwächen unseres Versorgungssystems, die sich in den letzten Monaten im Gesundheitswesen, bei Saisonarbeitskräften oder den Schlachthöfen offenbarten, geraten damit wieder in den Hintergrund. Der Glaube Wachstum schaffe Arbeitsplätzte bestimmt wieder die Politik. In dieser Situation ist es erstaunlich, wie einige ein Wirtschaften ohne Wachstum üben und gestern Abend darüber im ZDF darüber ausführlich berichtet wurde. Wir empfehlen diesen halbstündigen Beitrag unbedingt: https://www.zdf.de/gesellschaft/plan-b/plan-b-wirtschaft-die-gut-tut-104.html
Was ist Systemrelevant?
Diese Frage war in der Coronakrise ins Zentrum gerückt und damit auch die Landwirtschaft. Inzwischen erliegt dieser Gedanke wieder den alten Streitfragen. In Politik und Medien wird wieder der alte Streit zwischen Landwirtschaft, Umwelt- und Tierschutz geübt. Doch das ist eigentlich ein Schattenboxen zwischen billigen Nahrungsmitteln und idyllischer Umwelt. Denn in den entfremdeten Vorstellungen bleibt die bäuerliche Landwirtschaft wie die wirklich Umwelt auf der Strecke. Lebensmittel, Artenvielfalt, Klima und Tiere bilden gemeinsam unsere Lebensgrundlagen und sind zusammen systemrelevant. Was in der Coronakrise kurz andiskutiert wurde, dass man systemrelevante Lebensgrundlagen nicht einfach dem Markt überlassen, sollte nicht vergessen werden. Wie man vom Markt ignorierte Kosten und Leistungen berücksichtigen kann, hat uns Christian Hiß bei unserem Aschermittwochsgespräch vorgeschlagen hat. Diesen Ansatz sollten wir warm halten: https://www.regionalwert-leistungen.de/
Landwirtschaft und Naturschutz entideologisieren
Wenn es jetzt auch geregnet hat, ist die Trockenheit vielerorts nicht überwunden. Damit auch nicht die Veränderungen der Klimaerwärmung an Wäldern, Grünland und Feldern. Die Folgen der Trockenjahre sprengen nur unsere Gewohnheiten und unsere Pläne. Die Natur versucht sich auf ihre Art an diese veränderte Witterung anzupassen. Damit entsteht ein neues Spannungsfeld zwischen Landwirtschaft, Gesellschaft und Naturschutz. Zwischen Existenzängsten und Regelungen, zwischen Gewohnheiten und Ideologien. Wir halten es an der Zeit, unsere Kraft nicht in alten Konflikten zu verharren, sondern sie für die Anpassung an sich ändernde Verhältnisse zu nutzen? Wir haben uns auf unserer Homepage dazu Gedanken gemacht: https://forumproschwarzwaldbauern.de/gruenland-wetter-und-klima/
Dazu unser aktueller Lesetipp:
Ethik für die Landwirtschaft – Das philosophische Bauernjahr von Christian Dürnberger.
ISBN 9798637671571.
Der Ethiker setzt sich mit den verschiedenen Brennpunkten der Diskussion um die Landwirtschaft auseinander. Er rät alle Seiten zu betrachten und kommt zu dem Schluss, dass Landwirtschaft von einer Aufgabe zu einem hochverantwortlichen Beruf geworden ist. Dazu gelte es, ganz in unserem Sinne, Wissen zu erwerben und dafür lohne es sich zu streiten.