Während für Klimaschutz gestreikt und politisch darüber gestritten wird, haben sich in Rosenfeld auf der Zollernalb ca. 200 Leute getroffen um die Vorstellungen von zwei ökonomischen Querdenkern zu hören, wie Gutes Leben für Alle gelingen kann ohne das Klima zu schädigen . Klemens Jakob vom Verein „Regionalgenial Zollernalb“ betonte einleitend, dass wir ja alle die gleiche Luft atmen, das gleiche Wasser trinken und sich von den Pflanzen der Erde ernähren. Weil wir aber an das bessere Leben glauben, bezahlen wir es mit diesen Lebens-grundlagen.
Alberto Acosta aus Ecuador hat das Gute Leben für Alle als Buen vivir bei den Indigenen erkannt und wie es durch die Ausbeutung der Ressour-cen für die Länder im Norden zerstört wird. Deshalb hat er als Präsident des Verfassungskonvents das Gute Leben für Alle in der Verfassung Ecuadors verankert. Als Minister für Energie und Bergbau wollte er, dass die Ressourcen im Boden bleiben, was zum Bruch mit seiner Partei führte. Also begann er sich global für das Gute Leben für Alle einzusetzen. Denn der mit der Externalisierung erzeugte Überfluss mache auch Menschen überflüssig, erklärt Albert Acosta. Die Ursachen lägen im Zusammen-wirken von Finanzmärkten, Welthandel und Umwelt:
Am freien globalen Finanzmarkt fließe Geld, das im Süden fehle. Als Folge entstehen Spekulationsblasen, während die Länder im Süden überschuldet sind und der Regenwald brenne. Statt zu teilen, herrsche Neid.
Der Welthandel mit Technologie erzeuge Abhängigkeiten. Um diese Unterwerfung abzubauen, müsse Technik wieder als Werkzeug für Menschen gesehen werden, statt Menschen der Technik zu unterwerfen, wie es der österreichische Priester Ivan Illich vor Jahrzehnten schon gepredigt habe.
Unsere Umwelt würde von der Verschwendungszivilisation kaputt gemacht. So verbrauche China aktuell im Jahr mehr Zement als die USA in Jahrzehnten. Auch die grüne Ökonomie sei nur eine Fortsetzung der alten Ökonomie, weil ihr die Verbindung zur Natur fehle. Alberto Acosta’s Fazit: Entweder verändern wir das System oder wir werden immer größere Probleme haben!
Niko Paech ergänzte, dass das Ziel der Wirtschaftswissenschaft sei, Knappheit zu lindern. Seit 250 Jahren setze diese Wissenschaft aber nur auf Geld und übersehe, dass die neue Knappheit Zeit sei. In der Logik einer nachhaltigen Entwicklung müssen wir uns entscheiden, ob Leben oder Reichtum unser oberstes Ziel ist. Dazu schlägt der Postwachstumsökonom Niko Paech vor, sich von dem Überfluss zu befreien, der Zeit verschlingt und damit Wohlstand raubt. Dafür die Freiheit zu nehmen, heiße sich selbst begrenzen wie der oben erwähnte Ivan Illich vorschlug. Es sei paradox, dass wir noch nie so gebildet waren und über unsere Verhältnisse leben. So sei das Internet inzwischen das ressourcenträchtigste Land der Welt. Niko Paech’s Fazit: Unsere Zerrissenheit zwischen Reden und Handeln ist der Feind des Guten Leben.
Versucht man diese Thesen auf die Landwirtschaft zu übertragen, offenbaren sich dieselben Ursachen. Nämlich dass Überschüsse Bauern überflüssig machen, die Technik über Strukturwandel in die Abhängigkeit führt und die Natur als Grundlage leidet trotz Greening und Ökosiegeln. So ist auch auf den Höfen Zeit zum Nachdenken die eigentliche Knappheit, weil die Wachstumskultur die bäuerliche Landwirtschaft industrialisiert und in Gunstlagen konzentriert. Zwar sind die Klagen über Bürokratie und Auflagen in Bauernversammlung nicht mehr zu überhören, aber dass um freie Zeit geht, für die Bauern Jahrhunderte gekämpft hatten, um sich an die Abläufe der Natur anpassen zu können, wird verschwiegen. Doch die Herausforderung der Klimaerwärmung ist es, sich anpassen zu können. Und sich die Freiheit nehmen zu können, sich das Gute Leben auf den Schwarzwaldhof gestalten zu können.