Das Spiel mit den Bauern hat Tradition

Beim Schwarzwaldbauerntreff am 16. November 2016 erklärte unser Freund und  Konfliktforscher Franz Rohrmoser aus Salzburg die Hintergründe der Spiele mit den Bauern. Denn Bäuerinnen und Bauern haben immer häufiger das Gefühl, dass jemand mit ihnen spielt, weshalb wir Franz Rohrmoser zu diesem Thema eingeladen haben. Die endlose politische Aufforderung, wettbewerbsfähig zu werden, treibt viele Bauern und Bäuerinnen immer mehr zu machen. Vor lauter Arbeit erkennen sie in diesem Hamsterrad oft nicht mehr, wer dieses Rad antreibt und wer mit ihnen spielt.

Den Ausgang der heutigen Probleme hat Franz Rohrmoser in der Bauernbefreiung im 19. Jahrhundert ausgemacht. Dieser dieser Prozess ist in den einzelnen Ländern zwar nicht gleichzeitig, aber fast überall nach dem gleichen Muster abgelaufen. Im Schwarzwald hatte die Leibeigenschaft ja aus besiedlungs-taktischen Gründen eine gemäßigte Form, dennoch waren die Folgen ähnlich.

Die Bauernbefreiung erfolgte, ähnlich wie die meisten Agrarreformen auch heute noch, ohne Aufklärung und Bildung. In der vermeintlichen Freiheit verschuldeten sich viele kleinere Bauern und verloren ihr Land wieder an die Grundherren. So wurden diese Grundherren vielerorts zu Großbauern. Sie nutzen die aufkommende Genossen-schaftsbewegung für ihren Absatz, indem sie ihre Führung zum  Bau von Zucker- und Stärke-fabriken oder Meiereien übernahmen. Womit das genossenschaftliche Grundprinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ auf den Kopf gestellt wurde. Dadurch, dass die Kleinen vor den Karren gespannt wurden, war die Spaltung der Bauern programmiert.

Die gleichzeitig auftretende Arbeiterbewegung wurde zum Feindbild der von Großbauhutaufern geführten Politik, das sie bis heute mit einem Doppelgesicht zu verbergen versuchen. Vorne des Helfers und hinten Treibers für wirtschaftliche Interessen.

Rohrmoser nennt das Vkarrenziorspannmechanismus und bezeichnete das Wachse und Weiche als modernes Killersystem. Es nutzt die Eitelkeit, so sein zu wollen wie die Großen! Dieses Mitlaufen um auch groß zu werden schafft den Mitläufern durch Preisdruck aber schlaflose Nächte. Eine Verführung in die Zeit vor der Bauernbefreiung, die es zu erkenn gilt.

Damit lies Franz Rohrmoser uns Schwarzwaldbauern- und Bäuerinnen jedoch nicht allein. Vielmehr wies er darauf hin, dass es zum, da kann man nichts machen, sehr wohl Alternativen gibt. Er empfiehlt den Weltagrarbericht als Leitbild, nach dem Kleinbauern mit ihren Frauen entscheiden und Agrarökologie und Multifunktion ihre Alternative sind. Dazu gehöre selbstbewusst an die regionale Kultur mit Handwerkskunst anknüpfen, wie wir es bei unserer Infotour zu alpinavera in Graubünden beispielhaft gehört und gesehen habe (siehe nächster Beitrag). Die Stärkung dieses regionalen Selbstbewusstseins sei eine Bildungsaufgabe, der bei und seit der Bauernbefreiung vernachlässigt wurde. Dazu schlägt Franz Rohrmoser eine Bauernuniversität vor, in der bäuerliches Erfahrungswissen und wissenschaftliches Wissen zusammengeführt werden. Das Forum Pro Schwarzwaldbauern sei schon daran, meinte er, eine solche Bauernuniversität zu werden.

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